Die Inhalte auf einen Blick [Ausblenden]
- Der Schreibverweigerer
- Die geniale Logomane
- Der Vater der Digitalisierung
- Turing und die ‚Enigma’
- Das totgeschwiegene Mathe-Genie
- Vom Outcast zum Nationalhelden
- Die Handschrift-Challenge
- Das große Schweigen
- Schreibalarm
- Schreiben formt und befördert das Denken
- Nur beste Absichten
- Initiativen sind gefragt
- Der Mönch von Heilsbronn
- Europa und sein Alphabet
- Transformationen: Vom Alefbet zum Alphabet
- Graben – Pflügen – Schreiben
- Die dritte Transformation des Schreibens
- Haupt-Sachen
- Die vierte Transformation des Schreibens
- Unsichtbare Allgegenwart
- Unsichtbare Allgegenwart
- Maximal unbewusst
- Vom Comeback der Handschrift
- Guter Satzbau verlangt solides Handwerk
- Sätze bauen – die Schlüsselqualifikation
- Bestsellerautoren entdecken die Handschrift ‚wieder’
- Handschrift kehrt zurück – auf seltsamen Umwegen
- ‚Kollege Roboter’ führt Handschrift aus
- Handschrift macht Freude – und Freunde
- Handschrift lässt Spenden fließen
- Handschrift ist ein Mittel zum Überleben
- Handschrift hilft Denkfehler vermeiden
- Handschrift besitzt eine eigene Magie
- Handschrift hilft Denkfehler vermeiden
- Der geniale Graphomane: G.K. Chesterton
- Der Königsweg zu den Herzen
- Literatur
- Anmerkungen
Der Schreibverweigerer
Alan mag seine eigene Handschrift nicht. Schon als Schüler nicht. „Quälende Schreibprobleme“ belasten ihn. Nicht nur das: Mit neun Jahren kann er „noch nicht einmal dividieren“. Miss Taylor, der Schuldirektorin, fällt das auf. Gleichzeitig ahnt sie, „eine geniale Begabung“ könnte in dem Jungen schlummern. Dennoch kriegt er eine Handschrift, die auch ihm selbst gefallen könnte, nicht hin. „Sein Gehirn schien mit seinen Händen kaum koordiniert zu sein“, wie sein Biograph formuliert. „Nichts, was er schrieb, war frei von Streichungen und Tintenflecken“. Und auch sein Klassenlehrer beurteilt Alans Handschrift als “die ärgste, die er je gesehen habe”. Schon früh setzt der Kleine daher auf ‚klare Linie’. Zum Beispiel – wie bezeugt ist –, interessiert ihn weniger der Fußball ‚auf’ dem Spielfeld als die Linie ‚um’ das Feld. Er wird darüber zum Liebhaber mathematischer Idealitäten, nur um dem Krickel-Krakel der eigenen Hand aus dem Weg zu gehen.1
Alan bildet eine ‚chirografische Blockade’ aus. Einen Mix aus Angst und Aversion gegen die Schule im Allgemeinen und gegen Schreibübungen im Besonderen! Der Schreib-Kaspar verschmäht die pädagogisch angerichtete Buchstabensuppe. Er spuckt sie förmlich wieder aus. Das Schreiben von Hand versucht er zu unterlaufen und geht – wo immer möglich – zum ‚Maschinen’-Schreiben über. Zum ‚Tippen’. Ob hinter seinem Vorgehen nun eher genialische oder autistische Züge zu vermuten sind, mag hier offen bleiben. Das Tippen, so hofft er inständig, soll ihm die Mühen der Handschrift ersparen. Damit erliegt er der Suggestion der Perfektion. Ausgerechnet die normierte Gleichförmigkeit von ‚Maschinen’-Lettern beginnt ihn anzuziehen.
Die geniale Logomane
Derart beeindruckend findet erdie ‚Logik der Maschine’, dass er bereits in jungen Jahren eine „Papiermaschine“ konstruiert. Einfach so. Ohne Auftrag. Das Bemerkenswerte daran ist: Sie enthält die Architektur, nach der seither alle Mikroprozessoren aufgebaut sind! Alans erweiterte Schreib-Maschine, sein papierenes Wunschmodell, entspricht einem Proto-Computer! Wenn auch nur auf dem Papier, hat er hiermit im Alleingang ein für allemal das Prinzip der „universalen Maschine“ erstellt. Diese könnte in seinen Worten, „die Arbeitsweise jeder anderen Maschine übernehmen.”2 „Computer“ tauft er sie selber! Auch die immensen Folgen, die eine beliebig programmierbare “Weltmaschine” zeitigen muss, stehen ihm dabei lebhaft vor Augen! Die Rede ist vom britischen Mathematiker Alan Turing (1912-1954), einem Jahrhundert-Genie!3 Spätestens eine BBC-Abstimmung von 2019 bringt das heraus. Sie wählt ihn – so wenig Computerpionier Turing allgemein bekannt ist – überraschend zur „Ikone des 20. Jahrhunderts“ – vor Nelson Mandela, vor Pablo Picasso oder Martin Luther-King.
Und noch in einer weiteren Hinsicht erweist sich Turing als prototypisch für seine gesamte Epoche. Nicht allein die Leidenschaft fürs ‚Computieren’ eint ihn mit den folgenden Generationen. Noch eine weitere Eigenschaft verbindet ihn zuinnerst mit den ‚Digital Natives’ und all den ‚Nerds’, die es ohne seine Vorleistung gar nicht gäbe! Was er mit den ‚Millennials’ und der ‚Generation Tablet’ teilt, ist das gestörte Verhältnis zur eigenen Handschrift! Im Fall Turings muss man deutlich sagen: Seine ‚Sauklaue’ verbaut ihm die Karriere! Das Sondertalent des Mathematikstudenten bleibt deswegen(!) unentdeckt. Wie auch sein Prüfer attestiert: „Seine Handschrift war so schlecht, dass er häufig Punkte verlor – manchmal, weil seine Arbeit schlicht unleserlich war, und manchmal, weil er sich beim Lesen der eigenen Schrift irrte und dadurch Fehler machte.“4
Der Vater der Digitalisierung
Verglichen mit dem wirren Aussehen heutiger Handschriften, nehmen sich Schriftproben von Turings Hand gar nicht einmal als so gruselig aus, wie er selber sie empfunden hat. Mittlerweile – weil er so selten von Hand schrieb – sind seine wenigen hinterlassenen Manuskripte sogar zu hochbegehrten Sammlerobjekten geworden. Es muss nicht verwundern, wenn Turing-Manuskripte Auktionserlöse von über einer Million Dollar erzielen! Erst also die heutige Perspektive offenbart, wie sehr die ‚Konsolen-’ oder ‚Head-Down-Kinder’ Anlass haben, in Turing ihren eigenen ‚Vater’ zu erblicken. Sehr zu Recht kommt ihm der Titel ‚Vater der Digitalisierung’ zu. Mehr als Charles Babbage oder Konrad Zuse gebührt ihm, „Vater der künstlichen Intelligenz“ zu heißen, „Vater der Informatik“ oder „Vater der modernen Computertechnik“.
Freilich hat sich, seit Computer mit Speicher-Chips oder –Laufwerken bestückt sind, versehen mit ‚Schreib-/Lese-Köpfen’, die Meinung verbreiten können, man müsse sich fortan nicht länger ‚selber’ einen ‚Kopf’ machen. Dank digitaler Endgeräte seien die Mühen zum Erwerb einer persönlichen Handschrift ja nun erfolgreich ausgelagert und somit entbehrlich geworden. Handschrift, das sei doch alter Plunder. Endlich könne man an-alphabetisch, fröhlich und unbeschwert aus dem Bauch heraus drauf los leben. Und schwelgen im Brustton der Überzeugung wie der Schweinezüchter im Couplet der Strauss-Operette „Der Zigeunerbaron“. Der bekanntlich posaunt seine Weltanschauung hinaus mit den Worten: „Ja, ja, das Schreiben und das Lesen ist nie mein Fach gewesen“!
Turing und die ‚Enigma’
Nachzutragen bleibt das weitere Schicksal Turings. Ausgerechnet der Umstand des Zweiten Weltkriegs ist es, der ihm doch noch zu einem Durchbruch verhilft und zur Realisierung seiner „Papiermaschine“ beiträgt. Im ‚Bletchley Park’, einem geheimen Spionage-Zentrum, findet Turing Anstellung. Hier sammeln die Briten die Funksprüche der Nazis. Sie versuchen deren mehrfach verschlüsselten Nachrichten zu entziffern. Diese galten freilich nach menschlichem Ermessen als ‚nicht knackbar’. Eine einzelne codierte Schriftzeile, getippt auf einer deutschen „Enigma“, ergab Schwindel erregende 37 Trilliarden Deutungsmöglichkeiten!
Die Enigma- Chiffriermaschinen im harmlosen Look gewöhnlicher Schreibmaschinen, aufgebaut aus justierbaren Walzen, übersetzten alles Eingetippte ins ‚Kryptische’. Nur wer jeweils das Gegenstück mit entsprechender Walzeneinstellung besaß, für den entschlüsselten sich die Nachrichten. In diesem Umfeld nun, 1942, wird Turing zum ‚Codebrecher’! Seine große Stunde schlägt. Turing bringt das historisch erste Stück ‚künstlicher Intelligenz’ zum Laufen! Eine Maschine, die eigenständig operiert, die Schrift ‚einliest’ und ‚ausgibt’ und die mühselige Aufgabe des Selber-Schreibens ‘abnimmt’!
Das totgeschwiegene Mathe-Genie
„Informationsbombe“ tituliert Turing seine elektromechanische Dechiffriermaschine – bestückt mit Dutzenden von Schreib-Leseköpfen. 1.500 Elektronenröhren kommen dabei historisch erstmals zum Einsatz. Als ‚Blitz-Schalter’. Sie beschleunigen die Lese-/Schreiboperationen ums Tausendfache! Aber sie bedeuten auch ein Abenteuer für sich, denn die Röhren erhitzen sich. Irgendeine platzt alle drei Minuten und muss ersetzt werden. Dennoch ‚zündet’ die Bombe! Sie erweist sich sogar als kriegsentscheidend. Die Vorab-Entschlüsselung erlaubt den Alliierten nun gezielt U-Boote zu versenken, Angriffe abzuwehren und Attacken in die Irre zu leiten. Was eine Verkürzung des Kriegs um etliche Jahre bedeutet. Dank Turings „Colossus“ werden geschätzte 14 Millionen Menschenleben gerettet! Wer nun allerdings annimmt, Turing sie für seine Leistung mit einem Friedens- und/oder Physiknobelpreis bedacht worden, täuscht sich. Seine Geschichte rutschte ins Vergessen. Ja, man muss sagen, sie wurde vorsätzlich totgeschwiegen?!
Dazu beigetragen hat nicht zuletzt auch sein eigener Charakter. Denn Turing ist ein unbequemer Zeitgenosse gewesen – so genial wie unausstehlich. Um nicht zu sagen, ein Autist, ein Kontrollfreak und Soziopath, der selbst ihm wohlgesonnene Menschen immer wieder zurückgestoßen hat. Erschwerend hinzukommt seine homosexuelle Neigung, die ihm nach dem geltendem Gesetz von 1952 ein Strafverfahren eingebracht hat. Das Urteil nötigt ihm eine grausame, chemische Kastration auf. Die Nebenwirkungen fallen so drastisch aus, dass sie ihn in den Suizid führen. Am 7. Juni 1954 treibt Turings Leiche die Themse hinunter….
Vom Outcast zum Nationalhelden
Wenn die Geschichte von Turings Jahren in Bletchley Park dennoch nicht untergegangen ist, so hat die beharrliche Recherche von Autoren wie Robert Harris oder Andrew Hodges daran großen Anteil. Filme sind zuletzt daraus entstanden wie „Enigma – Das Geheimnis“(2001 – Trailer) oder der mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle besetzte, oscarprämierte Film „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“ (2014 – Trailer). Alles in allem wird es bis 2013 dauern, bis Turing posthum offizielle Rehabilitation erfährt. Seit 2019 schließlich prangt sein Konterfei sogar auf dem Platz, der sonst allein für die Queen reserviert ist: auf der englischen 50 Pfund-Note!5
Die Handschrift-Challenge
Turings Schreibunwilligkeit von einst hat sich viral ausgebreitet. Sie begegnet heute als Generationenphänomen. Zumindest lauten so die Schlagzeilen: „Wir verlernen die Handschrift“ (ZEIT), “Warum unsere Kinder nicht mehr schreiben können” (WELT), “Handschriften zum Gruseln” (Spiegel), “Wie man das Schreiben verlernt” (FAZ). ). “Die Menschen verlernen das Schreiben mit Stift und Papier. Das könnte noch unerwartete Folgen haben” (Süddeutsche). Die Selbstverständlichkeit, über eine persönliche Handschrift zu verfügen, verliert sich. Handschrift ist zum bedrohten Kulturgut geworden.
gelUnd wirklich: Kaum richtet sich der Blick auf die Lernsituation an den Grundschulen, ergibt sich ein chaotisches Bild. Das Beherrschen einer verbundenen Schreibschrift zum Ende des vierten Schuljahrs ist zwar weiterhin ‚erwünscht’, rangiert aber nicht länger als verbindliches Lernziel. Und nicht einmal in der Lehrerausbildung ist Schreib-Didaktik ein fester Posten. Ausgerechnet wenn’s um die Grundlagen geht, ums Schreibenlernen also, herrscht Wirrwarr! Gleich vier „Ausgangsschriften“ konkurrieren umeinander: die Lateinische Ausgangsschrift, die Schulausgangsschrift, die Vereinfachte Ausgangsschrift und die Grundschrift. Von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, tobt ein ‚Methodenstreit’ um die Art der Erstschrift und die Didaktik des Schrifterwerbs. Bereits in den 1970er Jahren hebt dieser „Kulturkampf in den Grundschulen“ an, um bislang kein Ende zu finden! die Kinder massiv belastet und Eltern nicht unberührt lassen kann, führt kaum ein Weg vorbei, die Problematik ums schulische ‚Schreiben von Hand’ nicht wenigstens in Kürze zu skizzieren.
Das große Schweigen
Obwohl von intensivem Schreibunterricht, von konzentriertem Üben und dem damit verbundenen Aufmerksamkeitstraining an den Schulen kaum länger die Rede sein kann, erwarten die Lehrpläne zum Ende der vierten Klasse dennoch weiterhin das Beherrschen einer “flüssigen, verbundenen Handschrift”. Über das konkrete ‚Wie’ schweigen sich die Lernzielkataloge freilich auffällig aus. Die Kinder sollen „nach Gefühl“ und durch „eigenes Experimentieren“ zu einer verbundenen Handschrift finden. Aber auch einmal dahingestellt, dass die wesentliche Erschwernis beim Schreibenlernen nicht allein aus der Uneinigkeit bei der Vorgabe der Erstschrift resultieren sollte, reichen die allzu bekannten Klagen der Schulen – ‚zu wenig Lehrkräfte’, ‚zu wenig Geld’’ oder ‚zu wenig Zeit’ – allein bereits völlig aus, um allgemeine Frustration zu hinterlassen.
So oder so: Die aktuell vorherrschende Ausgangssituation beim Schreibenlernen verdirbt letztlich allen Beteiligten den Spaß. Zumal den Kindern, wenn die auf das magere Ergebnis ihrer redlichen Mühen schauen müssen. Und nicht minder den Eltern, denen die unleserlichen Handschriften ja nicht verborgen bleiben können. Doch sie intervenieren kaum! Die Thematik weckt offenbar Peinlichkeiten. Generationenspezifisch gehören auch sie längst zu den mindestens 20 Millionen Erwachsenen, die die Schule mit einem Handschrift-Handicap verlassen haben. Daher drängen sie nicht auf öffentliche Debatte, sondern fühlen sich in doppelter Weise ‚beschämt’. Denn die Defizite der kindlichen Handschriften registrieren die Eltern sehr wohl, verorten sie aber zuerst beim eigenen Kind und zuletzt bei schulpolitischen Entscheidungen. Und so kommt es, dass die Handschriften-Problematik unerörtert bleibt und gewöhnlich mit betretenem Schweigen übergangen wird.
Schreibalarm
Doch das Thema beginnt zu brennen. Spätestens seit der Lehrerverband (VBE) selbst die Alarmglocke läutet. Mehrere Umfragen hat er durchgeführt und zuletzt die STEP-Studie von 2019 in Auftrag gegeben. Wobei gesich herausstellt: 94 Prozent der Schülerinnen und Schüler klagen über Probleme mit ihrer Handschrift. Jeder zweite Junge und jedes dritte Mädchen gelten als massiv beeinträchtigt! Denn die Handschriften, wie mit bloßem Auge zu erkennen ist, entgleisen zusehends. Sie geraten für die kleinen Schreiberlinge selbst so unleserlich, dass sie zum Lernen nicht auf ihre eigenen Aufzeichnungen zurückgreifen können. Oder z.B. nicht länger als 30 Minuten durchschreiben können. Spätestens mit dem Übergang auf Gymnasialebene, mit erhöhten Anforderungen ans Schreibtempo, fällt etwa die Hälfte sogar wieder zurück aufs Druckschrift-Niveau der ersten Klasse.6 Solche Beispiele ließen sich fortsetzen. Deutschlehrer Jules van der Ley, kenntnisreicher Verfasser einer “Kulturgeschichte der Handschrift”, weiß allerdings, wo die Ursachen dieser anwachsenden Defizite zu suchen sind: “Der heutige desolate Zustand unserer Handschriften hängt eng mit den erlernten Ausgangsschriften zusammen.”7
Zu keinem anderen Ergebnis kommen die seit Jahren von Günter Jansen herausgegebenen „Elternbriefe“. Akribisch analysieren sie Schriftproben der diversen Erstschriften. Die Aussagen der Elternbriefe wiegen schwer. Den “Verzicht auf die sorgfältige Unterrichtung einer verbundenen Schreibschrift“ betrachten sie als „groben Verstoß gegen die Rechte der Kinder”.8 Ins gleiche Horn stößt auch die von der Lehrerin Maria-Anna Schulze Brüning gestartete Petition „Jedes Kind muss eine verbundene Handschrift lernen!“. Ausgehend von einer gemeinsam verfassten „Siegener Erklärung“, gerichtet an die Adresse der ständigen Konferenz der Kultusminister der Bundesländer (KMK), macht sie sich stark für die einheitliche Lehre der am längsten bewährten ‚Schulausgangsschrift’. Vor allem lässt der Petitionstext spüren, wie viel solide, aber auch leidvolle Schul-Erfahrung in ihn eingegangen sein muss. Das macht ihn unbedingt lesenwert!Doch das Thema beginnt zu ‚brennen’: Spätestens seit es der Lehrerverband selbst ist, der seit 2015 die Alarmglocke läutet.. , Petitionen, Initiativen, beschäftigt 2020 die KMK, 2021 auch bei der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung angekommen.
Schreiben formt und befördert das Denken
Schulze Brüning ist auch die Autorin des einschlägigen Buchs zum Thema: „Wer nicht schreibt, bleibt dumm“ (2017). Wie der Titel deutlich aussagt, betont sie einen Aspekt, der in den meisten Aussagen zur Schulpolitik meist ganz ausgespart bleibt. Beim Erlernen einer Handschrift im digitalen Zeitalter handelt es sich nicht um einen Anachronismus, nicht um ein nostalgisches Relikt. Nicht, oder nur sehr am Rande, geht es um Schönheit und Ästhetik. Was das Thema Handschrift so triftig macht, liegt darin begründet, dass – wie der Untertitel lautet – „unsere Kinder ohne Handschrift das Denken verlernen!“
Handschrift, so muss einmal unmissverständlich gesagt sein, ist keine beliebige Schreib-Technologie, nicht ein austauschbares Werkzeug wie andere, sondern das unverzichtbare, unersetzliche „Denkwerkzeug“ schlechthin!
Zu keinem anderen Befund kommt auch Marianela Diaz Meyer, Leiterin des Instituts für Schreibmotorik, die zusammen mit Christian Marquardt die STEP-Studie betreut hat. Auch sie traut sich, wissenschaftlich bestens landegestützt, das Fazit zu äußern: „Handschreiben macht schlauer. Es fördert die Merkfähigkeit, das inhaltliche Verständnis und die Kreativität – Eigenschaften, die auch im Zeitalter der Digitalisierung weiter gefragt sein werden.” – „Handschreiben unterstützt die Rechtschreibung, das Lesen, das Textverständnis, letztlich die schulische Leistung insgesamt.“9
Nur beste Absichten
Keine Frage kann es sein, dass hinter dem pädagogischen Reformeifer der letzten Jahrzehnte nur die besten Absichten gestanden haben. Die ABC-Schützen, so der ursprüngliche Gedanke, sollten ‚schnelle Erfolge’ erleben dürfen. Recht so! Nur leider sprechen die Schriftproben eine andere Sprache. Nach Jahrzehnten des Reformierens dürfte eine Revision an der Tagesordnung sein. Denn wenig scheint gewonnen, wenn das Lernen mit einer strukturell widerständigen Schreibschrift beginnt, die von den Kindern auch bei äußerstem Bemühen gar nicht anverwandelt werden ‚kann’. Oder, wie es bei der Druck- bzw. Grundschrift der Fall ist, von den Kindern ohne weitere Anleitung nach eigener Vorstellung ‚irgendwie’ zu einer flüssigen Schreibschrift verbunden werden soll. Nur allzu selten gelingt das!
Initiativen sind gefragt
Das schnelle Erfolgserlebnis, das die Grundschrift schenkt, hebt sich freilich im Moment wieder auf, wo die „allermeisten Kinder“ sich in „späteren Schuljahren“ gezwungen sehen, „zum unverbundenen Druckschreiben“ zurückkehren. Das würde zum Fazit führen: Viel Aufwand für wenig Ertrag! Doch damit ist der Ist-Zustand beschrieben. „Die Vermittlung von zwei Schriften“, merkt die Siegener Erklärung an, erscheint demnach als „vertane Zeit, die sinnvoller hätte genutzt werden können. Der vermeintliche Vorteil der zu Anfang leichter zu erlernenden Druckschrift erweist sich als ein gravierender Nachteil und trägt erheblich zu den problematischen Handschriften der Kinder bei.“
Kritik zu äußern, erscheint demnach als unumgänglich. Sie sollte allerdings weniger den pädagogischen Reformbemühungen als solchen gelten, als den politischen Entscheidungen, die das Durch- und Nebeneinander der diversen Schulschriften verursacht haben. Als besonders bedenklich bleibt anzumerken: Diese Schriften sind jeweils ohne vorausgehende wissenschaftliche Pilotprojekte, ohne fortlaufende wissenschaftliche Begleitung und ohne systematische Evaluation eingeführt worden (vgl. Topsch 1996).
Sie nehmen sich daher aus wie Experimente am lebenden Subjekt. Zudem ist der Rückgriff unterblieben auf den eindrucksvollen Forschungskomplex, wie er zum Themenbereich ‚Schreiben und Denken’ seit Jahrzehnten längst vorliegt. (Die untenstehenden Literaturangaben führen einige herausragende Werke aus diesem Bereich auf). Demnach lassen die Entscheidungen ein Bewusstsein für die Jahrtausende über anhaltende kulturelle Evolution vermissen, wie sie untrennbar mit der Praxis des Schreibens verknüpft bleibt.
Immerhin sind mittlerweile bemerkenswerte Initiativen zum Erhalt der Handschrift auf den Weg gebracht worden. Ein wichtiges Signal bedeutet es auch, dass die Handschriften-Problematik im September 2021 erstmals Aufnahme gefunden hat in den “Bericht zur Lage der deutschen Sprache” (vgl. Bredel 2021).
Diese Schreib-Situation an den Grundschulen verlangt nach einer kritischen Betrachtung. Sie sollte allerdings weniger den pädagogischen Reformbemühungen gelten, als den ‚politischen’ Entscheidungen, auf die der herrschende Schriften-Kuddelmuddel zurückgeht. Als besonders bedenklich bleibt anzumerken: Diese Schriften sind jeweils ohne vorausgehende Pilotprojekte, ohne wissenschaftliche Begleitung und systematische Evaluation eingeführt worden (vgl. Topsch 1996). Sie nehmen sich daher aus wie Experimente am lebenden Subjekt. Zudem ist der Rückgriff unterblieben auf den eindrucksvollen Forschungskomplex, wie er zum Themenbereich ‚Schreiben und Denken’ seit Jahrzehnten längst vorliegt (die untenstehenden Literaturangaben nennen nur einige herausragende Werke aus diesem Bereich). Demnach lassen die Entscheidungen ein Bewusstsein für die Jahrtausende anhaltende kulturelle Evolution vermissen, wie sie untrennbar mit der Praxis des Schreibens verknüpft bleibt.
Der Mönch von Heilsbronn
Mit der „Handschrift Donaueschingen B V 13“ ist erst im Jahr 2019 die älteste Handschrift auf Papier in deutscher Sprache entdeckt worden: das „Buch der Sieben Grade“ des Mönchs von Heilsbronn, anno 1338. Und daran zeigt sich, wie sehr es sich lohnen kann, die kulturelle Dimension der Schrift, und damit unsere Verbindung zur Vergangenheit, nicht fahrlässig zu kappen. Denn die Handschrift, verfasst in karolingischer Minuskel, ist so akkurat geschrieben, dass sie auch im 21. Jahrhundert problemlos lesbar ist. Zumindest alle, die eine kursive Handschrift erlernt haben, dürfen sich freudig daran erproben. Sie werden zu ihrem Erstaunen feststellen, dass mit etwas Eingewöhnung jedes Wort mühelos zu entziffern ist! Sogar ohne Wörterbuch und wissenschaftlichen Beistand! (Ein Digitalisat der badischen Landesbibliothek liegt vor). Es lohnt sich also, den Ariadnefaden zur Vergangenheit nicht abreißen zu lassen und fortzuknüpfen – durch die Pflege der Handschrift! Und vielleicht birgt ja auch Omas handgeschriebenes Rezeptbuch noch einige Geheimnisse….
Europa und sein Alphabet
Alphabetschrift bildet ein Kontinuum von sage und schreibe 5.000 Jahren, wenn nicht sogar – bemisst man nach der Keilschrift der Sumerer – von bis zu 11.000 Jahren (vgl. auch die Posts zum Babylonian Banking: „Babylon und seine vorzüglichen Schecks“ und „3 große Biere – Zahlung per Scheck bitte!“). Etliche Mutationen hat das menschliche Denken in dieser Zeitspanne erfahren. Ihren Niederschlag gefunden haben diese Umbrüche aber jeweils auch im Sturz des jeweiligen Leit-Symbols. Meist in Gestalt eines Alpha-Tiers als führender Buchstaben, der jeweils mitgekippt ist – wie das Alef, Alpha oder ‚A’.
Europäische Ursprungssagen – wie etwa die von ‚Jason und Medea’ – handeln im Kern vom ‚Schreiben’. Das gilt so auch für die Geschichte von Europa, der phönizischen Königstochter. Die bekanntlich wird entführt vom kretischen ‚Stier’ (Zeus Tallaios). Zugleich aber begibt sich ihr Bruder Kadmos auf die Suche nach der vermissten Schwester. Mit sich führt er seinen ‚Kulturbeutel’ aus Phönizien (heute: Libanon). Der Inhalt besteht aus wenig mehr als einem Häufchen Buchstaben. Mit solchem Gepäck landet er in Boethien, dem ‚Land der Rinder’, (nach bous, griech = Rind oder Ochse), heute: Griechenland. Ein Orakel empfiehlt Kadmos, einen Ochsen ins Joch zu spannen und Agri-Kultur zu betreiben. So kommt es zur Gründung der Stadtzivilisation (Theben). Kadmos’ ‚Aussaat’, seine ‚Insemination’, besteht also aus den importierten ‚Zeichen’ (griech. sema), den Samen-Zeichen des ‚Alphabets’. Mit solchen ‚Schreibungen’ aber leitet Kadmos einen Umbruch ohnegleichen ein. Er inthronisiert ein Leitbild, das die Macht besitzt, die Alpha-Funktion des Göttervaters zu bestreiten, wenn nicht sogar gleich den gesamten Götterhimmel zum Einsturz zu bringen! Die neue Schreibtechnik mit ihren ‚Seminaren’, ihrer ‚Semantik’, macht sich anheischig, Zeus’ Himmelsthron zu besetzen und dessen Haupt-Funktion zu beerben. Zeus’ Stierhörner zerbröckeln in kurzer Zeit!
Transformationen: Vom Alefbet zum Alphabet
Wie eng Denken und Schreiben verbunden sind, und wie enorm folglich ein Wechsel des Schriftsystems auf die Organisation ganzer Gesellschaften durchschlagen muss, das mag ein kurzer Blick aufs hebräische Alefbeth illustrieren. Sein multidimensionaler Bedeutungskosmos – mit eng korrespondierender Buchstaben-, Bild-, Zahlen- und Farbsymbolik – springt sofort ins Auge. Und doch hat es, um dieses reichhaltige ‚Lebensmilieu’ in all seiner Konvivialität (> Blogbeitrag), auszuradieren, historisch nicht mehr bedurft als der Einführung des griechischen Alphabets. Allein diesem „griechischen Mirakel“9 – als rein phonetischem ‚Laut-Notations-Alphabet’ –, ist es zuzurechnen, wenn eine solche dichte Vielfalt an Bezügen zur natürlichen Welt, d.h. ein symbolisches Milieu, das einmal den ganz normalen Alltag strukturiert hat, in historisch kurzer Frist buchstäblich hat ‚ausge-x-t’ werden können. Aufgesaugt und ausgelöscht worden sind diese symbolischen Qualitäten durch nichts anderes als durch die Verbreitung des Alphabets und seiner ‚reinen Zeichen’.
Graben – Pflügen – Schreiben
Die durch Kadmos etablierte Kulturtechnik (lat. cultura = Pflege, Landbau) betrachtet den ‘Pflug’ als ihr bevorzugtes, wichtigstes Schreibgerät. In dieser Epoche des schräg gestellten ‚A’, während dieser ‚zweiten Transformation des Schreibens’, rückt der Bauer in die Position eines ‚Autors’ ein (auctor, lat., wörtlich: ‚der es wachsen macht’), der seine Felder bestellt (lat. pagus = Feld, lat. pagina = Seite, engl. page), der ‚Kolonnen’ (von lat. colonus = Bauer) anlegt und dafür sorgt, dass auf breiter Fläche die Saat aufgeht. Wobei dieses ‚Beschreiben’ eines Feldes mit der Pflugschar mehr meint als ein Wortspiel. Denn alle griechisch Alphabetisierten scheuen nicht zurück vor dem Geschäft, den ‚Stier’, der einmal als Himmels- und Haupt-Sache verehrt worden ist, als kastrierten ‚Ochsen’ (bous) für ihre eigenen Zwecke ins Joch zu spannen.
Mit dem Zugochsen voran, spuren sie eine Acker-Zeile (paragraphos) neben der anderen. Im Rhythmus von Kehre und Wende, Strophe und Katastrophe (griech: strophē = Drehung, Wendung), furchen sie ihre Linien ins Erdreich (griech: graphein = graben, ritzen, schreiben). So behalten die Stierkräfte weiterhin den Vortritt. Und auch das Alpha-Zeichen behält seine Führungsrolle, ‚kippt’ dabei allerdings. Statt den Himmelsstier zu symbolisieren, bildet es nun das Kulturwerkzeug selbst nach: den Pflug. Noch für lange Zeit behalten die alten Griechen beim Schreiben diese Schlangenlinien des Pflugziehens bei – ob beim Einritzen auf Pergament oder beim Gravieren in Stein. Die griechische Schreibweise ‚boustrophedon’ – einmal geradeaus und dann spiegelverkehrt zurück – empfängt ihren Namen daher. Sie bedeutet ‚mit einem Ochsen pflügen’!
Die dritte Transformation des Schreibens
Nur noch ein drittes Mal kippt das Alpha in seiner Geschichte. Es richtet sich zum stehenden ‚A’ auf und verwandelt sich dabei in ein rein abstraktes Zeichen. Ein bisschen freilich dient es auch der Selbstverherrlichung seines ‚Aufstellers’: ‚A’ wie ‚Adam’. Seine gesamte Vorgeschichte versinkt, um künftig allein von der schreibenden Hand her Bedeutung zu empfangen. Doch das solcherart ‚gereinigte’ Alphabet bewährt sich: Es ist übersichtlich, praktisch, gut handhabbar, schnell und effizient. Konsequent angewendet, lässt sich mit ihm die ganze Welt ‚beschreiben’ und im gleichen Zug ‚geistig’ in ‚Besitz’ nehmen. Schreiben macht mächtig! Es führt zu einem Umschwung, der einem ‚Urknall des Denkens’ gleichkommt.
Vom Schreiben her kommt es zur „Entdeckung des Geistes“, ganz so wie Bruno Snells gleichnamiger Klassiker die „Entstehung des europäischen Denkens bei den Griechen“ (1955) vorstellt. Ohne ‚Schrift-Prothese’ wäre das Wunder des griechischen ‚Geistesblitzes’ ganz sicher ausgeblieben! Das Schreiben, so ist damit gesagt, musste dem Denken zuallererst auf die Sprünge helfen! Zumindest hat ihr Alphabet die Griechen dazu befähigt, eine eigenständige ‚metaphysische’ Bedeutungsordnung zu erbauen, die bis heute nahezu unverändert die zentrale ‚Geistesarchitektur’ Europas, das typische ‚Mindset’ des „Homo occidentalis“ (A. Bammé), geblieben ist!10
Haupt-Sachen
Aber es bleiben Reste über.Die Vorgeschichte sackt zwar ins kollektive Unbewusste ab, doch die „psychogenetischen Quellen des Alphabets“ (A. Kallir), die frühen Triebkräfte, bleiben virulent. Völlig ‚rein’ (arbiträr) sind die Zeichen nie geworden. Unübersehbar stoßen die Stierhörner doch immer wieder durch. Kaum nämlich ‚steht’ das ‚A’ wie eine ‚Eins’, wird es als Buchungszeichen genutzt. Es dient als Kopf-Zeichen, um die Anzahl des Viehbestandes zu symbolisieren. Es fungiert als Geld-Zeichen, fungiert als Geld-Zeichen, springt auf Münzen über und nimmt hier bald den ersten Rang ein: den Fürstenplatz (Prinz von lat. princeps caput, Fürst von engl. first).
Wo es aufragt, geht es immer um Haupt-Sachen, um Kapital und Kapitälchen (= Groß-Buchstaben, abgeleitet von lat. caput = Kopf oder Überschrift bzw. von capere = Besitz ergreifen). Eben weil seit dem alten Babylon auch Schecks ‚geschrieben’ werden (vgl. Blogbeitrag), Aktien ‚notiert’ werden und Geldbeträge ‚überschrieben’ werden, ist es wenig überraschend, wenn die Hörner des Kraftbullen wie selbstverständlich auch zum ‚Börsen’-Emblem werden und – seltsam genug – schließlich als Doppelstriche die Leit-Währungen der Welt anzeigen (wie Dollar, Euro, Yen, Pfund, Peso, Bitcoin u.a.).
Auch Psychologe Julian Jaynes erblickt im griechischen Akt der ‚Selbstbehauptung’, mit dem die alphabetisch geleitete Vernunft erwacht, den „Ursprung des Bewusstseins“ schlechthin. In diesem griechischen ‚Urknall des Denkens’ verbirgt sich auch der springende Punkt, bei dem es beim Schreiben von Hand geht. Für damals oder für heute gilt das Gleiche: Schreiben macht Gedanken, die ansonsten verfliegen würden, kommen und gehen würden, ebenso sichtbar wie haltbar! Während des Schreibprozesses, der ‚Exteriorisierung’, werden sie wiedererkennbar und merkfähig.
Im Schrift-Bild objektivieren sie sich so weit, dass sie – in These und Gegenthese – sowohl gelesen wie gegen-gelesen werden können. Zeilenförmig aufgereiht, vor Augen gebracht, wird ansichtig, auf welchen ‚Schluss’ sie – logisch, d.h. Wort für Wort (griech. logos), – letztlich hinauslaufen wollen. Und schließlich erlauben die schriftlich fixierten Gedanken auch selbstkritisch gegen sich selbst gewendet zu werden. Schlussfolgerndes, klares Denken, das dem Selbstbetrug entgehen will, wird anders als durch den vorgängigen Akt des ‚Schreibens von Hand’ kaum je auf den Weg gekommen sein!
Damit ist der kardinale Punkt benannt! Jedes Mal beim Erlernen einer persönlichen Handschrift, kommt er wieder ins Spiel. Denn die verdient ihren Namen erst, insoweit es ihr gelingt, dem eigenen Gedankenfluss auf die Schliche zu kommen und – ihn synchron und im logischen ZusammenhangLoops – flüssig mitzuprotokollieren. Denn die Reflexionsinstanz, die zu solcher Selbstprüfung fähig ist, will ja zuallererst einmal errichtet sein! Wie anders als durch das Werkzeug, das durch kein anderes ersetzbar ist: die schreibende Hand! Mit ihrer ‚Schulung’ beginnt das Heranreifen zur bewussten Persönlichkeit: die ‚Individuation’! Die Aufgabe, ein eigenes, klar strukturiertes Denken zu entwickeln, ist eben nicht delegierbar.
Weder an ein Tipp-Geräte, Diktier-Geräte, noch an andere Personen! Auch nicht an automatische Spracherkennungssysteme – bis hin zu ‚speech-to-text- und ‚direct brain’-Interfaces. Individuation kann nur je einzeln gelingen,. Im lebendigen Dialog und unter Beteiligung des ‚ganzen’ Menschen – mit Herz, Hirn und Hand.
Die ‚3 H-Formel’ entspricht im Übrigen ganz dem humanistischen Bildungsideal. In seiner Gelehrsamkeit hat dieses Ideal kein anderer so sehr verkörpert wie Erasmus von Rotterdam. Seine Zeitgenossen haben ihn als ‚Universität auf zwei Beinen’ bewundert. Die Gedächtnisleistung, die er geschultert hat, lässt sich sogar beweisen: Seine Schrift „Lob der Torheit“, z.B. ist innerhalb von drei Tagen entstanden. Auf Pferdes Rücken! Aber obwohl Erasmus nur die Abende im Gasthaus zur Verfügung standen – keine Bibliothek also –, wimmelt sein Büchlein von unzähligen klassischen Zitaten. Nur aus der Erinnerung kann er sie geschöpft haben! Nicht minder berühmt zu Lebzeiten war er auch für sein elegantes Auftreten. Und für sein Fingerspitzengefühl, das sich als empfindsamer, rücksichtsvoller Stil noch in seinen Schriften spüren lässt. Wohl deswegen ist seine ‚schreibende Hand’ dem Maler Hans Holbein d.J. eine eigene Serie von Studien wert gewesen.
Die vierte Transformation des Schreibens
500 Jahrhunderte nach Erasmus bahnt sich ein weiterer Umbruch im Schreiben an. Im 21. Jahrhundert kippt das ‚A’ nicht ‚um’. Nein, diesmal kippt es ‚weg’! Es verkrümelt sich. Rückt ins Reich des Unsichtbaren ein. In die Mikro- und Nano-Dimension. Mit Turings ‚Colossus’ einst ins Laufen gebracht, geht Schrift in einen qualitativ neuartigen und höchst paradoxen Aggregatszustand über. Womit im Übrigen Turings Herzenswunsch, die Schrift möglichst ganz aus der Hand zu geben, rundum Erfüllung findet.
Turing hat diese Epoche des Verschwindens der Schriftherbeigesehnt und genau so vorausgesehen!Mit ihr beginnt die Elektrifizierung, die Miniaturisierung der Schrift, die Automatisierung, Industrialisierung und Kapitalisierung der Schrift. Turings Ausweich-Taktik, alle händische Selbst- und Welt-Beschreibung komplett ‚weg’ an Schreib-Automaten zu delegieren, darf also triumphieren. Sie ist es, die fortan ‘digital’ Schule macht. Turings ‚Informationsbombe’ von 1942, hat seither nicht aufgehört, zu zünden. Sie lässt Explosion auf Explosion folgen!
Unsichtbare Allgegenwart
Ein ungeheures Paradox tut sich hiermit auf: Während sich die Schrift elektromagnetisch ins Unsichtbare hinein verflüchtigt, nimmt sie – fest eingebaut in autonom operierendeEndlos-Programmierschleifen – den Status der Allgegenwärtigkeit an! Das einzigartige Denkwerkzeug zur Erlangung geistiger Freiheit verrätselt sich. Verkapselt sich. Wird übermächtig. Schrift geht ein in die ‚Ewigkeits-Loops’ künstlicher Intelligenzen. Nunmehr ist es an deren Erfindern, dazustehen wie der Ochs vor der Wand. Vor einer Wand aus permanent gewordener Lauf-Schrift. Immer geschwinder läuft sie – wie dem Zauberlehrling sein Besen – uneinholbar davon….
Turing hat die Epoche des Verschwindens der Schriftherbeigesehnt und genau so vorausgesehen! Mit ihr beginnt die Elektrifizierung, die Miniaturisierung der Schrift. Die Automatisierung, die Industrialisierung und Kapitalisierung der Schrift. Turings Ausweich-Methode, alle händische Selbst- und Welt-Beschreibung komplett ‚weg’ an Schreib-Automaten zu delegieren, darf triumphieren. Sie ist es, die fortan ‘digital’ Schule macht. Turings ‚Informationsbombe’ von 1942, sie hat seither nicht aufgehört, zu zünden. Sie reiht Explosion an Explosion!
Ein ungeheures Paradox tut sich hiermit auf: Während sich die Schrift elemagnetisch ins Unsichtbare hinein verflüchtigt, nimmt sie – fest eingebaut in autonom operierende Endlos-Programmierschleifen – den Status der Allgegenwärtigkeit an! Das einzigartige Denkwerkzeug zur Erlangung geistiger Freiheit, die Schrift, sie verrätselt sich. Verkapselt sich. Es geht ein in die ‚Ewigkeits-Loops’ künstlicher Intelligenzen. Nunmehr sind deren Erfinder an der Reihe, dazustehen wie der Ochs vor der Wand. Vor einer Wand aus permanent gewordener Lauf-Schrift. Immer geschwinder läuft sie – wie dem Zauberlehrling sein Besen – uneinholbar davon….
Bereits seit dem 18. Jahrhundert beginnt Schrift in die Hände mechanischer Schreibautomaten überzugehen. Im 21. Jahrhundert schließlich entwindet sie sich vollends dem Duktus der Führ-Hand und ‚emanzipiert’ sich(abgeleitet von lat. ex manus capere = aus der Hand nehmen). Im Maß, wie sie aus der Hand fällt, dehnt sie sich aber auch aus. Mittlerweile sogar Non-Stop. In Gestalt selbstschreibender, selbstlernender Algorithmen schreibt sie sich bis in die letzten Alltagsbereiche hinein. Diskret wie Dosen ohne Öffner, eingeschweißt in ‚smarte’ Blackboxes, die allen Einblick in ihre ‚innere Logik’ verweigern, dirigiert Schrift-Logistik ganze Städte (Smart Cities). Sie dringt in Schlafzimmer (Smart Homes). Sie schiebt sich bis unter die Haut (mit Chips und Smart Watches). Und darin genau besteht das Paradox: Einerseits dehnt sich Schrift aus, andererseits wird sie selber unfassbar, unbegreifbar, unsichtbar, unspürbar. Ganz so, als wäre sie gar nicht mehr existent und würde folglich nicht länger benötigt. Schon gar nicht als Handschrift, die die meisten Erwachsenen ohnehin ablegen und nur noch zum Schreiben von Einkaufszetteln oder Haftnotizen gebrauchen. Ein Argument wird daraus freilich nicht. Schließlich sind auch Fahrrad -Stützräder keine Nebensache: Sie werden ausgehängt, ja, sobald das Fahren ausreichend geübt und ins motorische Gedächtnis übergegangen ist. Einmal gründlich erlernt, bleibt die Fähigkeit ein Leben lang erhalten – wie beim Schreiben!
Maximal unbewusst
‚Die Rufe mehren sich: ‚Weg mit der Handschrift!’ ‚Tippen reicht aus!’ Doch gründlicher kann eine Täuschung kaum ausfallen! Nur weil sie an der Oberfläche verschwindet, verliert Schrift nicht ihre Macht. Im Gegenteil! Je unsichtbarer sie wird, desto stärker dominiert sie! Martin Burckhardt, Autor einer „Geschichte der Digitalisierung“, spricht im Zusammenhang sogar von der Herrschaft „maximaler Unbewusstheit“.11 Schließlich besitzen selbst Programmierer kaum ein ‚Wissen im Tun’ und könnten Rechenschaft ablegen über den sensiblen ‚Werkstoff’, mit dem sie tagtäglich hantieren. Zumal auch deren Programmierwerkzeuge inzwischen mutiert sind zu hermetisch abgeriegelten, patentrechtlich geschützten ‚Modulen’, deren Inneres unzugänglich bleibt. ‚Modulares Programmieren’ erlaubt lediglich, ‚Logo-Bausteine’ wie Bauklötzchen ‚irgendwie’ zu lauffähigen Apps zusammenzusetzen. Demnach sind selbst Programm-Schreiber nicht länger in der Lage, anzugeben, was genau ein Algorithmus, der einmal ‚läuft’, eigentlich tut. Was er ‚lernt’, was er ‚schreibt’ und welchen – richtig oder falsch liegenden – kausalen ‚Nexus’ er jeweils erstellt.
Taten ohne Täter’, ‚Fahrzeuge ohne Lenker’ sind etwas Gespenstisches. Ebenso ‚Sprache ohne Sprecher’, ‚Denken ohne Denker’ oder ‚Schreiben ohne Autor’. Von ‚Gehirnen ohne Bewusstsein’ geht die volle Qualität des Unheimlichen aus. Die Begriffszangen herkömmlicher Denkkategorien müssen daran zerschellen! Deswegen auch sind die Konsequenzen aus solchem ‚absolut’ gewordenen Status der Schrift noch kaum erkannt. Geschweige denn gründlich bedacht. Nicht einmal gültige Begriffe stehen zur Verfügung, um die Verschriftlichung aller Lebensverhältnisse zu erfassen. Eine tragfähige, konsistente Begrifflichkeit findet sich allerdings bei Bernard Stiegler (1952 – 2020). Stieglers Werk findet dafür weltweit Anerkennung als die derzeit einzig maßgebliche Technikphilosophie, mit der es gelingt, auf der Höhe der Zeit zu argumentieren. Aber auch Stieglers Schlüsselbegriff der „allumfassenden Grammatisierung’12 (von griech. gramma = Buchstaben) macht sich fest am griechischen ‚Urknall’.
Auch für Stiegler hebt die „Technologisierung des Worts“ (W.J. Ong) mit der Einführung des Alphabets an. Mit der Automatisierung der Schrift sieht Stiegler diesen schier unaufhaltsamen Prozess der „Grammatisierung“ freilich münden in den Zustand der „Proletarisierung“ breiter Bevölkerungsschichten. Proletarisierung, definiert als Abgeschnittensein vom Zugang zur ‚inneren Logik’ und zum Besitz der ‚Produktionsmittel’, die zu einer ‚demokratischen’ Gestaltung der digitalen Ära unentbehrlich wären. Doch dagegen formiert sich BIG DATA. Dagegen stehen die Zahlschranken der proprietären Software. Und das ‚neue’ ALPHABET (der Name, unter dem der Google-Dachkonzern firmiert). Die Monopole des Überwachungs- und Plattform-Kapitalismus, wie ihn der GIGA-GAFA-Club verkörpert (Google, Amazon, Facebook, Apple). Das Kennzeichen für diese Proletarisierung des Geistigen macht auch Stiegler fest am Verfall der Fähigkeit des Schreibens – und somit des Konzentrations- und Denkvermögens, das essenziell daran hängt. Wenig überraschend sieht Stiegler das vorherrschende „symbolische Elend“ einmünden in allgemeine „Infantilisierung“, gefolgt von rascher Regression und „neuer Barbarei“. Die Perspektiven, die Stiegler aufreißt – das „Ende der Vernunft“ –, mögen düster wirken, aber was besagt das, wenn sich einer so beherzt wie er, den notwendigen Fragen der Zeit stellt!
So oder so: Dreh- und Angelpunkt für gesellschaftliche Dynamiken bleibt der Status des Schreibens. Seine lange Geschichte geht immer schon(!) mit Technologisierung einher. Paradoxerweise gelangt sie jedoch zum Punkt, wo die Grammatisierung einerseits allumfassend wird und zugleich blind macht für die tief reichenden Wirkungen, die sie selber hinterlässt. Der Verfall der persönlichen Handschriften ist dabei nur das geringfügige, oberflächliche Symptom für die Entwicklung im Großen. Fällt aber das Üben der Handschrift im Kleinen aus, so bleibt die schleichende Grammatisierung der Lebensverhältnisse im Großen ebenso unerkannt wie unverstanden. Die gesellschaftliche Kapitulation vor dem Regime anonymer Algorithmen wäre die unvermeidliche Folge. Und somit die Einwilligung in die Verhaltenssteuerung durch den algorithmischen Matrix-Verbund: die proletarisierte Unterwerfung unter die Algokratie!
Vom Comeback der Handschrift
Während Technologisierung, Digitalisierung, Grammatisierung um sich greifen, das pädagogische Karussell sich dreht und der Methodenstreit eskaliert, bahnt sich im Stillen eine kleine Revolution an. Die Handschrift kehrt wieder! Ganz unvermutet. Zwar nicht über die Schulen, doch aber über den privaten Bereich. Denn unübersehbar tut sich unterm Label ‘Handlettering’eine Sehnsucht kund, die bisher keine Erfüllung gefunden hat. Ein mächtiger, intrinsischer Wunsch äußert sich darin, so massiv, dass er sogar einen eigenen Markt hat entstehen lassen.
VHS-Schönschreibkurse, nachholende Crash-Kurse wie die der Handschriften-Coachs Sabine Pfeiffer oder Susanne Dorendorff (extra „für Männer” und extra „für Jungs“),werden vermehrt angeboten. Und so spricht einiges dafür, dass sich dieser Boom aus den Millionen von Schulabgängern speist, die ihr kindliches Handschriften-Handicap mit ins Erwachsenenleben genommen haben. Und die bleibendes Ungenügen empfinden. Offenbar wächst mit den Jahren die Ahnung, dass sie in der Schulzeit um wesentliche Schreib-Erfahrungen betrogen worden sind. Und wie sehr Schreibenkönnen doch eine erstrebenswerte Fähigkeit darstellt! Eine, die anhaltende Freude bereiten kann! Die eine Portion Glück bereithält. Und die auch etwas mit gutem Denken zu tun hat. Kalligrafie, das Handlettering für Fortgeschrittene, meint ja im Wortsinn durchaus nicht nur ‚Schönschreiben’, sondern das ganze Bedeutungsspektrum des Wortes ‚kallos’. Im Altgriechischen bedeutet es nicht nur schön, sondern auch gut, gediegen, kunstvoll, kostbar, zufrieden, glücklich und echt!
Immerhin stellt sich übers Schönschreiben zuverlässig jene gesteigerte Aufmerksamkeit ein, die einmal ‚Muße’ und ‚Besinnung’ hieß. Nirgends war sie so sehr zuhause wie in der Schule. In der Schule, die über Jahrtausende hin vorwiegend Schreib-Schule war – und keine Anstalt zur Wissensvermittlung. Ihr Name sagt es: scholé (altgriech. = Muße). Recht besehen, handelt es sich beim Handlettering-Trend eher ums Malen von Buchstaben als um Schreiben. Ähnlich wie bei den angesagten ‚Malbüchern für Erwachsene’ – nur zur Entspannung. Wogegen aber nichts spricht. Schließlich ermöglicht Muße die ungestörte, entschleunigte Kontaktaufnahme zum eigenen Selbst. Sie hilft beim Erwerb jener einen Schlüsselqualifikation, die die Grundlage schafft fürs Lesen, fürs Rechnen, fürs Denken und somit fürs ganze Leben überhaupt!
Guter Satzbau verlangt solides Handwerk
Gut gebauten Sätzen, ob gesprochen oder geschrieben, ist anzumerken, ob sie ‚munden’. Ob sie merkfähig sind – und des Merkens würdig. Sie lassen durchklingen, ob sie in Muße zu ‚stimmigen, starken Sätzen’ heranreifen durften, oder eben nicht. Stimmig sind sie, wenn sie leicht über die Lippen gehen. Stark sind sie, wenn sie einen Punkt treffen und sich als be-haltbar erweisen. Sogar dichterische Qualität können sie gewinnen, wenn kein Herumrütteln am Detail noch die geringste Verbesserung bewirken kann. Gelingen sie, dann verbreiten sie sich aus eigener Kraft und jeder Satz wird zum kleinen Sprung, der in sein Ziel gelangt!
Einer, der zweifellos Sätze dieser Art auf den Weg gebracht hat, ist Otfried Preußler (1923 – 2013). Weltweit, über Jahrzehnte hin, zählt er (neben Michael Ende) zu den meistgelesenen deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren (Der Räuber Hotzenplotz, Die Kleine Hexe etc.). Zu seiner Biographie heißt es immer wieder, er hätte seine Laufbahn als ‚Lehrer’ begonnen. Doch gegen diese Titulierung hat sich Preußler lebenslang gewehrt. Dem allgemeinen Verständnis, Pädagogen hätten planmäßig und möglichst effizient ‚Lernstoff’ zu vermitteln, ist er vehement entgegengetreten. Nein, bitteschön, ein ‚Lehrer’ im Sinne eines gnadenlosen ‚Stoffhubers’ will er niemals gewesen sein. Stattdessen betont er: „Ich lege Wert auf die Bezeichnung ‚Schulmeister’.13
Preußler weiß um den Unterschied. Während der Lehrer keine Muße aufkommen lassen darf – er fiele sonst im Lehrplan zurück –, nimmt sich der Schulmeister Zeit. Er bringt die Muße in den Unterricht ‚ein’. Eben auch die langsamsten Schüler sollen ‚entspannt’ und ‚mit Freude’ Schreiben lernen! Wie beim Erlernen eines Musikinstruments. Denn ein Klavierspieler z.B. ‚bedient’ ja nicht die Klaviatur, nein, er ‚beherrscht’ sie – so sicher und geläufig, so dynamisch und federleicht, dass er alle vorgängige Mühe vergessen lässt, um sie ‚Spiel’ werden zu lassen!
Unterschwellig strahlen Preußlers Kinderbücher solche Muße und Leichtigkeit aus. Seine Sätze erweisen sich als ideal fürs Schreibenlernen. Jungen Lesern munden sie. Und auch Literaturkritikern fällt die „handwerkliche Solidität“ auf. Sie konzedieren dem Schulmeister: „Preußlers Sätze sind Meisterstücke – manchmal wirken sie tatsächlich
wie mit weißer Kreide in schönen Bögen an die Tafel gemalt.14
Sätze bauen – die Schlüsselqualifikation
Wenigstens diese eine Schlüsselqualifikation – das Bauen guter Sätze von Hand –, verdient nicht nur oberflächlich gelernt, sondern auch zur Meisterschaft gebracht zu sein. Wegen der Freude an der Sache, aber auch weil sich Lesen, Rechnen und alles weitere Lernen mit Leichtigkeit daran anschließen können.
Kurven drehen; Schleifen, Kringel und Girlanden ziehen; Rauf- und Runter-Hüpfen; Purzelbäume und Räder schlagen; Auf- und Abschwingen; ‚Fort-Da’ spielen mit Ball, Kreisel und Reifen; Wippen, Schaukeln; Karussellfahren… Dinge, die Kindern Spaß bereiten, können auch ästhetischen Wert gewinnen. Zu Schmuck und Zierde werden. Nicht nur auf Ostereiern. Die Rundbewegungen verbundener Schreibschriften kommen kindlichen Bewegungsmustern entgegen. Deswegen sind Schreibschwünge ‚schön’. Sie bieten ‚Genuss’, sobald sie gelingen. Gönnt man Kindern die nötige Auszeit, d.h. jenen Freiraum zum Üben, dem die Schule ihren Namen verdankt, dann ‚wollen’ sie schönes, fließendes Schreiben erlernen! Unbedingt!
Bestsellerautoren entdecken die Handschrift ‚wieder’
Amy Tan, James Patterson, Stephen King, Joyce Carol Oates oder Danielle Steel zählen wahrlich zu den Bestsellerautoren, die Millionenauflagen erzielen. Sie alle verfassen ihre dicken Schmöker rein von Hand. Bewusst, und nicht etwa, weil sie nicht zu tippen verstünden. Selbstverständlich wissen sie, dass Tippen ‚schneller’ ginge. Doch sie stellen an sich selber fest: Der Satzbau, der große Zusammenhang, die Konzentration aufs Wesentliche, sie leiden beim bloßen ‚Runtertippen’. Vor allem leidet ihre wichtigste Ressource: der ‚Spaß an der Sache’ – auch bekannt als ‚Kreativität’. Über solche Erfahrungen also kommt die Renaissance der Handschrift auch bei den Erfolgsautoren an. So wie bei Joanne K. Rowling(‚Harry Potter’), bei Cornelia Funke (‚Die wilden Hühner’, ‚Tintenherz’) und einer ganzen Reihe weiterer Top-Autoren. Sie kehren reumütig zur Handschrift ‚zurück’. Zumindest ihren Rohentwurf führen sie als Manu-Skript aus und lassen das Typo-Skript erst hernach folgen.
Cornelia Funke z.B. feiert ihre eigene Wiederentdeckung mit den Worten: “Eine fließende Handschrift bringt die Gedanken zum Fliegen.” Sie „fördert den Fluss der Gedanken – und ist gleichzeitig so individuell, dass man ganz bei sich ist.“15
Handschrift kehrt zurück – auf seltsamen Umwegen
Sinnigerweise kommen auch internationale Geheimdienste dahin, die Handschrift wieder einzuführen. Ausgerechnet die Nachrichtendienste, die ultimatives Data Mining und Tracking praktizieren, bauen für die interne Kommunikation zunehmend aufs Analoge: Handschrift ist abhörsicher!
Und auch im Marketing dämmert die Erkenntnis, wie enorm das Potenzial der Handschrift ist, soll eine Ansprache erreicht werden, die auch wirklich ‚ankommt’. Elektronische Newsletter z.B. sind zwar geschwind versendet, ob sie freilich auch geöffnet und gelesen werden, steht auf einem anderen Blatt. Tatsächlich fällt die Öffnungsrate bestürzend gering aus! Sie liegt im Jahr 2020 bei mageren 12,9 Prozent.16 So niedrig, dass kaum noch von einem Marketinginstrument die Rede sein kann. Zudem hebeln Spamfilter und Blocksoftware viele Kampagnen schon im Vorfeld aus. Und richten sich die Mailings speziell an Führungskräfte, stürzt die Klickrate gleich ganz ab. 90 Prozent der Manager geben an, auf E-Mails „nie“ zu reagieren.17 Und selbst im günstigsten Fall, dass elektronische Post wirklich geöffnet werden sollte, bleibt die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie nichtsdestotrotz ins sofortige Vergessen rutscht.
Völlig anders fallen die Reaktionen indessen bei der klassischen, analogen Post aus. Hier signalisiert Handgeschriebenes Eigenschaften wie Charakter, Zuverlässigkeit, Einzigartigkeit und Authentizität. Qualitäten, die im digitalen Dauerrauschen selten geworden sind. Liegen Sendungen im Briefkasten, die auch nur die Anmutung von Handgeschriebenem vermitteln, schnellt die Neugier geradezu senkrecht in die Höhe!
‚Kollege Roboter’ führt Handschrift aus
Etliche Start-up-Unternehmen haben den Trend erkannt und machen sich den Vertrauensvorschuss, den Handschrift genießt, zunutze. Je nach Kundenwunsch erstellen sie ‚handgeschriebene Wurfsendungen’. Sie führen im Auftrag ‚handgeschriebene Wurfsendungen’ aus. Genauer: Ausgeführt werden sie von ‚Roboterhand’! Doch auch die Roboterhand, wie z.B. die von „Roboter Sophie“ (Video), bewirkt Wundersames: Der ‚Handschrift-Effekt’ stellt sich auch bei der bloßen ‚Anmutung’ von Handgeschriebenem ein. Die Wirkung setzt verlässlich ein, selbst wenn die Empfänger darum wissen, auf eine ‚emulierte’ Als-ob-Handschrift zu blicken. Weggeworfen werden solche Anschreiben so bald nicht. Der Unterschied ist einer ums Ganze! Unternehmen wie Pensaki, Akzent-Design, Handgeschrieben, Mailinglotsen, Flymint, Inkfix, Signascript, Wunderpen u.a. können deswegen sagenhafte Öffnungsraten von „99 Prozent“ garantieren.18 Getoppt werden sie allenfalls noch von Manufakturen, bei denen reale Menschen ihre Schreibhand leihen – wie z.B. bei Schreibstatt oder Punktum.
Handschrift macht Freude – und Freunde
Die Beispiele unterstreichen, wie tief das Signal ‚Handschrift’ im emotionalen Haushalt verankert sein muss, um selbst noch im ‚Fake for Real’-Modus Wirkung zu entfalten! Beeindruckend sind die Zahlen der PRAGMA-Studie von 2014. Demnach stimmen 89 Prozent der Bevölkerung der Aussage zu „Handgeschriebenes ist von besonderem Wert“. Über die Generationen hinweg: “Bei den 16- bis 30-Jährigen sind dies sogar 91 Prozent.” Darüber hinaus, wie die kanadische Post 2016 herausgefunden hat, löst handschriftlich adressierte Werbepost zudem „Freude“ aus. Sie wird „gerne“ geöffnet und ebenso „gerne“ beantwortet.
Handschrift lässt Spenden fließen
Und geht es ums Einwerben von Spenden, ums Fundraising, zeigt sich ein weiteres Mal die unmittelbare Wirkung der Handschrift. Sie klärt nicht nur das Denken, sondern sie öffnet auch die Herzen. Laut GFS Score und deutschem Spendenmonitor führt handschriftliche Spendenakquise – selbst die von Roboterhand ausgeführte –, zu „erhöhter Spendenbereitschaft“ (Fundraiser-Magazin 4/2017). Auch im Spendenwesen also zahlt sich Handschrift aus. Die Rücklaufquote von Handgeschriebenem liegt mit „über 20 Prozent“ höher als der Durchschnitt. Kurz: Der „persönlich adressierte Brief“ erweist sich als der „erfolgreichste Spendenanstoß“ (Fundraiser-Magazin 3/2019).
Handschrift ist ein Mittel zum Überleben
Es darf erinnert sein an jenes unscheinbare Bündel aus Notizheften und einzelnen, handgeschriebenen Seiten, das im Jahr 2009 ins UNESCO-Welterbe aufgenommen wurde. Wie durch ein Wunder blieb es erhalten, nachdem die Nationalsozialisten im August 1944 das Hinterhaus-Versteck der acht rassisch Verfolgten in der Amsterdamer Prinsengracht 263 ausgeräumt hatten. Sie starben in Konzentrationslagern. Nur Otto Frank überlebte – und jenes verschließbare, weiß-rot karierte Tagebuch, das er seiner Tochter Anne zum dreizehnten Geburtstag schenkte. „Kitty“ taufte sie es bald, so sehr wurde das Büchlein ihre „große Stütze“ und „Freundin“ (12.06.1942). Über ihre letzten zwei Jahre hin konnte Anne „Kitty“ ihre heimlichsten Gedanken anvertrauen. Heute zählt das „Tagebuch der Anne Frank“ zur Weltliteratur. Es ist in 70 Sprachen übersetzt.
Miterleben lässt sich, wie sehr das tägliche Schreiben dem Mädchen half, den Lebensmut nicht zu verlieren. Und wie die Handschrift immer stärker der einer ausgereiften Persönlichkeit zu gleichen begann. Unbegreiflicherweise sind die Originalseiten Online nicht einsehbar, denn der Blick aufs Schriftbild wäre sehr hilfreich und könnte unmittelbare Wirkung erzeugen. Dank des Anne Frank Fonds sind einige Seiten aber doch für die Öffentlichkeit zugänglich. – Niemand, der das „Tagebuch der Anne Frank“ je in der Hand hielt, kann es wieder ungerührt zur Seite legen!
Handschrift hilft Denkfehler vermeiden
Es darf erinnert sein an jenes unscheinbare Bündel aus Notizheften und einzelnen, handgeschriebenen Seiten, das im Jahr 2009 ins UNESCO-Welterbe aufgenommen wurde. Wie durch ein Wunder blieb es erhalten, nachdem die Nationalsozialisten im August 1944 das Hinterhaus-Versteck der acht rassisch Verfolgten in der Amsterdamer Prinsengracht 263 ausgeräumt hatten. Sie starben in Konzentrationslagern. Nur Otto Frank überlebte – und jenes verschließbare, weiß-rot karierte Tagebuch, das er seiner Tochter Anne zum dreizehnten Geburtstag schenkte. „Kitty“ taufte sie es bald, so sehr wurde das Büchlein ihre „große Stütze“ und „Freundin“ (12.06.1942). Über ihre letzten zwei Jahre hin konnte Anne ihre heimlichsten Gedanken „Kitty“ anvertrauen. Heute zählt das Tagebuch zur Weltliteratur. Es ist in 70 Sprachen übersetzt worden.
So lässt sich miterleben, wie sehr das tägliche Schreiben dem Mädchen geholfen hat, den Lebensmut nicht zu verlieren. Und auch, wie die Handschrift während der beiden Jahre in der unfreiwilligen Quarantäne-Box immer stärker der einer ausgereiften Persönlichkeit gleicht. Unbegreiflicherweise sind die Originalseiten nicht online einsehbar, denn der Blick aufs Schriftbild wäre sehr hilfreich und könnte unmittelbare Wirkung erzeugen. Einige Seiten hat der Anne Frank Fonds aber dennoch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. – Niemand, der das „Tagebuch der Anne Frank“ je in der Hand hielt, kann es wieder ungerührt zur Seite legen!
Überhaupt verdient das Tagebuchschreiben eine ausführlichere Würdigung, als sie dieser Blog leisten kann. Der Brauch reicht schließlich bis in die Antike zurück, ja, bis in die Anfänge des Schreibens. Zugleich belegt die Geschichte des Tagebuchschreibens, wie vieler Epochen es bedurft hat, bis das Reflexionsniveau von Renaissance-Persönlichkeiten wie etwa Leonardo da Vinci erreicht war. Leonardo, wie sich aus seinen eigenen Hinweisen erschließen lässt, muss über insgesamt über 20.000 Tagebuchseiten geschrieben haben, übersät mit Skizzen und Zeichnungen. Immerhin 7.000 Seiten davon sind erhalten!
Handschrift besitzt eine eigene Magie
Tagebuchschreiben dient – wie Zähneputzen der Körperhygiene – der geistigen und psychischen Gesundheit. Manchen, die „mit der Uhr in der Hand“ denken, wie Friedrich Nietzsche sagt, mag Handgeschriebsel nicht ‚effizient’ genug erscheinen, doch auf lange Sicht hin erweist es sich als enorm ‚effektiv’. Es fokussiert die Gedanken, schärft den Blick fürs Wesentliche und bündelt die Kräfte. Im Ergebnis verleiht es die Energie eines inneren Zusatzmotors!
Wie kein anderes Medium ermöglicht Tagebuchschreiben Lernen aus Erfahrung. Auf Notizen, auf schriftliche Gedächtnisstützen zu verzichten, hieße beinahe, sich selbst dazu zu verurteilen, den gleichen Fehler immer wieder zu begehen. Aber allein schon die emotionale Ausgeglichenheit, die aus dem Bewusstsein erwächst, mit dem Tagebuch einen festen Anker im Tagesablauf zu haben, ist kein geringer Effekt. Als fleißige Tagebuchschreiberin bekannt ist z.B. die beliebteste US-amerikanische TV-Moderatorin Oprah Winfrey. Sie kann den Wert eines solchen festen, täglichen Schreibrituals bezeugen.
Wie Anne Frank hat Winfrey das Schreiben über viele Schicksalsschläge (u.a. sexueller Missbrauch, Verlust des eigenen Kindes) hinweggeholfen. Nichtsdestoweniger führt sie über „Jahrzehnte“ hin ein „lückenloses Dankbarkeitstagebuch“. Mühelos, meist noch vorm Frühstück, findet sie dafür „täglich fünf Dinge“, die sie Dankbarkeit empfinden und Dank sagen lassen: Der Tag ist damit gerettet! “Wann immer ich in einem Augenblick Dankbarkeit empfinde, halte ich das fest.” Allein solches Durchhaltevermögen beim Schreiben bildet bereits einen Faktor, der sich auf alle anderen Tätigkeiten überträgt.
“Gerade dann“, so Winfrey, „wenn man am wenigsten Dankbarkeit empfindet, hat man das am nötigsten, was Dankbarkeit verschaffen kann: eine Perspektive. Dankbarkeit kann jede erdenkliche Lage verändern. Sie verändert die Stimmung, verwandelt negative in positive Energie. In einem bin ich mir ganz sicher: Es ist die schnellste, einfachste und wirksamste Methode, um einen Wandel in seinem Leben herbeizuführen.” Das handschriftliche Tagebuch dokumentiert geradezu seismographisch die eigene Verwandlung oder die bleibende Dankbarkeit – je nachdem. „Papier ist geduldig“, glücklicherweise, so lautet auch der Dank von Anne Frank, „denn sonst würde ich komplett ersticken.“ (16.03,1944).
An die Grenzen gerät das Schreiben nach Winfrey erst, wo es gilt, z.B. die Köstlichkeit eines einzelnen Pfirsichs mit Worten zu beschreiben. Doch dafür steht immer noch ein Wort zur Verfügung. Ein leises ‚Danke’. So wie es auch Winfreys Motto entspricht, das sie wiederum Meister Eckhart (1260 – 1328) verdankt:
„Wäre das Wort ‚Danke’ das einzige Gebet, das du je sprichst, so würde es genügen.’
Handschrift hilft Denkfehler vermeiden
Ein reicher Katalog an Benefits kommt zusammen, erstellt man die Punkte-Bilanz einer flüssigen Handschrift. Mühelos kann daher das ‚Schreibmotorik Institut’ gute „10 Gründe mit der Hand zu schreiben“ kurzen, lesenswerten Übersicht verdichten und dazu eine Reihe spannender, wissenschaftlicher Studien anführen.
Ein guter Grund, der noch nachzutragen wäre, betrifft den ältesten und vielleicht fatalsten aller Denkfehler. Als „Nummer 14“ kennt ihn Rolf Dobellis Weltbestseller „Die Kunst des klaren Denkens“. Gegen diesen populären „Rückschaufehler“ (hindsight bias)19 hilft freilich kein Argument, sondern einzig der unbestechliche Zeuge des eigenen Denkens. Doch wer oder was kann das eigene Denken bezeugen? Sicher ist nur: Das ‚episodische Gedächtnis’ eignet sich nicht dafür. Die beliebte Aussage ‘Das hab’ ich doch immer schon gewusst/gedacht/gesagt’, fällt meist augenblicklich in sich zusammen, wird sie am Sichtbeweis des eigenen Tagebuchs überprüft.
Gar zu gerne eben legt das Gehirn seine eigenen Spuren und ‚überschreibt’ sie permanent. Es produziert eigenständig Fake-News (false memories), heckt Streiche aus und legt sogar seinen eigenen ‚Besitzer’ herein! Das Gehirn legt Spuren und ‚überschreibt’ sie permanent. So legt es auch falsche Spuren (false memories), produziert sozusagen seine eigenen Fake-News und heckt damit Streiche aus, die sogar den eigenen ‚Besitzer’ hereinlegen! Die Frage ist demnach nicht, ob eine Erinnerung falsch ist, sondern „wie falsch“ sie ist, fasst Rechtspsychologin Julia Shaw diese Erkenntnisse aus der Neurophysiologie zusammen (in „Das trügerische Gedächtnis“). Ansonsten wusste ja auch Friedrich Nietzsche schon: „’Das habe ich getan’ – sagt mein Gedächtnis, ‚das kann ich nicht getan haben’ – sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich. Endlich – gibt das Gedächtnis nach…. (Jenseits von Gut und Böse, Aph. 68). Bei der Lektüre umfangreicher Autobiographien ist also Vorsicht geboten, es sei denn, die Lebenserinnerungen fußen auf der Grundlage eigener Tagebücher!
Selbsttäuschungen sind normal! Z.B. haben anlässlich der Finanzkrise von 2008 Hunderte von Ökonomen behauptet, sie hätten immer schon gewarnt und den Ausbruch der Krise vorausgesagt. Aber welch ein Irrtum! Nachweislich ist es gerade mal eine Handvoll gewesen, die das beweiskräftig auch getan hat. Finanzanalyst Michael Hudson z.B. ist einer dieser fünf bekannten Personen, die ihre Prognose auch nachweislich ‚aufgeschrieben’ und veröffentlicht haben! (Hudson kommt auch das einsame Verdienst zu, die spannende Forschung zum Babylonian Banking vorangetrieben zu haben. Vgl. Blogbeitrag 1 und 2).
Der geniale Graphomane: G.K. Chesterton
Möglicherweise haben sich die Wege von G.K. Chesterton (1874 – 1936) und Alan Turing (1912 – 1954) zu ihrer Zeit in London gekreuzt. Doch die beiden nehmen sich wie Antipoden aus. Während Turing dem Schreiben ausweicht und in die Mathematik abtaucht, findet Chesterton sein Lebenselement darin. (Dem Journalisten widmet dieser Blog einen eigenen Beitrag, der ihn als besonders gütigen und großzügigen Spender vorstellt). Gemeinsam ist Turing und Chesterton, dass sie in der Schule einen recht minderbemittelten Eindruck hinterlassen haben. Während Turing eine Schreibblockade entwickelt, scribbelt und doodelt der andere auf allen Unterlagen herum, die sich ihm bieten. Er dichtet und reimt, skizziert und karikiert. Schule bedeutet ihm die schiere Langeweile, der er beikommt, indem er sie schreibend ‚einkreist’. Mit zwölf gründet er einen Debattierclub – ‚nach’ dem Unterricht. Und sogar eine eigene Zeitschrift, die triftigen Fragen nachgeht. Er schreibt flüssig, viel und gern. Fürs Schulpensum dagegen nur so viel, das es zum Abschluss reicht!
Mit 18, im gleichen Alter, in dem Turing seiner miserablen Handschrift wegen beinahe sein Studium verpatzt, besucht Chesterton eine Kunsthochschule. Nicht lange allerdings dauert es, bis er den Verweis auf sich zieht: „Bitte gehen Sie!“ Der Grund dafür ist freilich bemerkenswert: „Wir können Ihnen hier nichts mehr beibringen!“ Chesterton steht nun vor der Frage wie einst Goethe: ‚Zeichnen oder Schreiben?’. Nachdem er querbeet einige Hochschulvorlesungen absolviert – und wenig beeindruckt davon ist –, weiß er bald: Das Schreiben wird sein Beruf sein. Und das Zeichnen ein Hobby bleiben. Schreiben ist zu diesem Zeitpunkt längst zu seiner zweiten Natur geworden. Gleichbedeutend mit Denken. Deswegen will er fortan à jour schreiben. Tagtäglich. Journalistisch. Anders gesagt, heißt das: Gedanken, die andere allein ihrem Tagebuch anvertrauen würden, macht er öffentlich. Er ‚publiziert’ sie. Meist augenblicklich. Derart gehen Sprechen, Denken und Schreiben untrennbar ineinander über. Wenn er diktiert, tut er das in einem Zug. So wie Mozart komponiert hat. Fast ohne nachträgliche Korrekturen!
Im Vergleich zu Schlagzeilen, die im Moment, so sie veröffentlicht sind, auch schon wieder veraltet sind, bleibt Chestertons journalistisch geprägtes Werk wundersam bestehen – wie ein Felsblock im fließenden Wasser. Der Drift des Vergessens (‚Nichts ist so alt wie eine Zeitung von gestern’) kann nur ein substanzielles Denken widerstehen, das seinen Wert ‚nie’ verliert! Ein solches bietet Chesterton mit dem Führen eines fortlaufenden Denk-Tagebuchs. Er denkt laut auf Podiumsdiskussionen und schreibt konstant vor den kritischen Augen der Öffentlichkeit! Daher rührt Chestertons Frische. Gründliches Denken veraltet nicht!
Transparentes, öffentliches ‚Bloggen’, wie Chesterton es bis zum Lebensende hindurch praktiziert, schärft das Bewusstsein ungemein. Würden ihm Denkfehler unterlaufen oder würden sich falsche Angaben einschleichen, die Lesergemeinde würde sie sofort ankreiden. 18 Millionen Wörter reiht er so aneinander. Drei Mal so viel wie das Werk seiner Debattengegner und Schriftstellerfreunde G.B. Shaw und H.G. Wells zusammengenommen. Wobei sich kein einziger schlecht gebauter oder überflüssiger Satz finden dürfte. Nicht einmal einer, der sich wiederholen würde. Chestertons Sätze sind knapp und präzise. Sie munden so gut wie die Otfried Preußlers, decken freilich eine Palette an Themen ab, die so reichhaltig ist wie das Leben selbst.
Gleich über drei Handschriften verfügt er: Eine Kurzschrift, die nur er selbst entziffern kann, eine flüssige, gut leserliche Kursivschrift und eine langsam gleitende Schönschrift, mit der er auch unterzeichnet. Zwar beherrscht er auch die Tastatur, bevorzugt aber wenn möglich das Diktat. Sekretärinnen wiederum, mit Ausnahme von Dorothy Collins, die er an Tochter statt annimmt, halten es meist nicht lange bei ihm aus. Weil sie seinem Diktiertempo kaum hinterherkommen. Bei seiner ersten Sekretärin, Nelli Allport, löst er geradezu Entsetzen aus, als er zu ihr hin, wie sie berichtet, einen Artikel diktiert, während er gleichzeitig(!) einen weiteren von Hand schreibt!20
Chesterton liefert somit das unübertroffene Beispiel dafür, wie innig sich Schreiben und Denken vermählen können. Herausspringen dabei die Fähigkeit zur Analyse, die zur Selbstironie, aber auch die zur Prophetie, wie schon die Zeitgenossen bemerken und ihn ‚lachender Prophet’ nennen. Die Sätze des Drei-Zentner-Manns munden nicht nur, sie ‚sitzen’! Ja sogar – und das macht Chesterton einzigartig – sie treffen mit je größerem, zeitlichen Abstand umso stärker ins Schwarze! Eben auch ein Denksport wie das Aufspießen gängiger Denkfehler, löst einen Trainingseffekt aus. Diagnose- und Prognose-Fähigkeit nehmen zu! Tatsächlich erlebt dieser analytische und doch zugleich versöhnliche und humorvolle, „komplette Denker“ (Dale Ahlquist) durch seine erwachsenen Jahre hin keinen Anlass, seine Positionen je zu revidieren. Er konnte sozusagen nicht anders, als immerzu ‚richtig’ zu liegen! Zu genau kannte und liebte er die Menschen. Doch er begegnete ihnen nie mit Rechthaberei, sondern äußerte höflich Verständnis dafür auf, wenn sie gerade mal wieder in eine übliche Denkfalle tappen wollten. Nicht durch Magie, sondern schreibend hat er die Glaskugel erbaut, um die Zukunft zu erblicken. Sehend, wohin die beliebten Denkfehler letztlich nur führen können.
Eine kleine Anekdote mag illustrieren, wie ernst er diesen Denksport genommen hat: Der Autor eines kleinen Wörterbuchs der Alltagsphrasen (Holbrook Jackson: Platitudes in the Making, London 1911.), schenkt Chesterton ein Widmungsexemplar. Dieser nutzt die Zeit während eines Bahnhofsaufenthalts, um sich diese Alltagsweisheiten sogleich vorzunehmen. Spontan versieht er sie mit handschriftlichen Richtigstellungen. Just for fun. Und prompt sieht er in jeder einzelnen Zeile die Teufelchen herausspringen: die populären Denkfehler. Allerdings lässt er in der Eile das bekritzelte Exemplar auf einer Wartebank liegen. Erst Jahre später taucht es in einem Buchantiquariat wieder auf… (vgl. Abb. ‚Auszüge’).
Der Name Chesterton steht wie kein anderer dafür: Schreiben von Hand lohnt sich! Es macht den Kopf frei. Bestenfalls führt es zu prophetischer Hellsicht, für die offen liegt, wo bestimmte Gedanken ihrer inneren Konsequenz nach nur enden können: in historischen Sackgassen. Nur so erklärt sich, wieso Chesterton z.B. um Jahre voraus den Ersten Weltkrieg prophezeien kann. Und wieso er wissen kann, dass Hindenburg, kaum dass der zum Reichspräsidenten gewählt worden ist, nur den Sessel für den kommenden Diktator warm halten wird. Er prophezeit den Holocaust. Sogar den Zweiten Weltkrieg sagt er 1931 mit der beängstigenden Genauigkeit voraus, dass er 1939 ausbrechen wird, und zwar an der polnischen Grenze! Selbst zu einer Zeit, als noch keine Anzeichen dafür zu erkennen waren, sieht er islamistischen Terror auf die Welt zukommen. Und auch die totale Medienmassage, die Digitalisierung, die Grammatisierung der gesamten Welt, sieht er herankommen. Er beschreibt, wie Parallelgesellschaften entstehen, die sich in ‚vernetzter Einsamkeit’ in Echokammern einigeln, sich darüber befeinden und zuletzt in blutige „neue Barbarei“ einmünden. Was verwirrendes Mediengetwitter, was ‚Information Overload’ bewirken kann, kennt er ja bereits von der Redaktionsstube her, in der auch schon um 1900 telegrafisch pausenlos die ‚News’ hereintickern.
Chestertons Sätze in den Tausenden seiner Essays, sie wirken so taufrisch wie am ersten Tag ihrer Veröffentlichung. Zumindest für sein Schreiben bewahrheitet sich das römische Sprichwort: Verba volant. Scripta manent. Gesprochene Worte verfliegen. Geschriebenes bleibt. Wer schreibt, der bleibt!
Übrigens tritt im Jahr 1927 ein junger Mann, Eric Arthur Blair, sein Volontariat in Chestertons Redaktion an. Er ist auch bekannt unter seinem späteren Pseudonym George Orwell. Orwells Romanheld in ‚1984’, Winston Smith, greift darin demonstrativ zum Tagebuch. Der Story kulminiert in dieser Szene. Solange Smith das Tagebuch pflegt, widersteht er der Gehirnwäsche! Das handgeschriebene Tagebuch bewährt sich – ob im dunklen Verließ der Anne Frank oder unter den kalten Augen des ‚Großen Bruders’. Selbst unter unerträglichen Verhältnissen hilft es, die Freiheit zu bewahren, die innere Unabhängigkeit – Geistesgegenwart!
Der Königsweg zu den Herzen
In besonderem Maß berührt vom Niedergang der Handschrift sind vor allem jene Symbole, die höchste Wertschätzung ausdrücken. Einladungen zu Hochzeiten etwa. Oder stilvolle Speisekarten für erlesene Dinner. Überraschend belegen aktuelle Studien, dass auch für Platzkarten, für Grußkarten, Kondolenz- und Liebesbriefe – Generationen übergreifend die handschriftliche Geste erwartet wird. Erst recht gilt das für den Spendenscheck für den guten Zweck, das Supersymbol in dieser Reihe. Hochwertiges, Persönliches, verlangt eben nach der handschriftlichen Geste! Nach wie vor macht sie guten Stil aus. Handschrift bezeugt Herzenswärme!
* * *
Zweifellos bietet der von Hand beschriftete Spendenscheck den Königsweg, der geradewegs von Herz zu Herzen führt. Als echtes Symbol – und nicht beliebiges Zeichen – benötigt er keine zusätzlichen Vertrauensbeweise. Auch keine Sicherheits-Captchas, um zu belegen, nicht ‚roboterisch’ zu sein.
So sehr Handschrift von Herzen kommen mag, aber lässt sie sich ‚leicht’ machen? Eher nein! Das Erlernen einer flüssigen Handschrift bleibt eine höchst anspruchsvolle Aufgabe. Sie verlangt Übung. Alles andere liefe auf ein falsches Versprechen hinaus. Aber sie lohnt jede Mühe! Erleichtern lässt sich das Handschreiben kaum – es verlangt ein Mindestmaß an Mußestunden –, wohl aber fällt es leicht, es zu erschweren?!
Dagegen bedeutet es ein Kinderspiel, einen großformatigen Spendenscheck gut lesbar zu beschriften! Unser Beitrag “Plakatschrift in zwei Schritten: Einen Riesenscheck beschriften” hilft hierzu weiter!
Die Frage dagegen, wie man einen rechtsgültigen Bankscheck schreibt oder bei einer
Bank einreicht, klärt der Beitrag “Schnell einen Scheck schreiben oder einlösen“.
Literatur
Zur Handschrift und Schreibdidaktik:
- Bredel, Ursula: Wie Kinder lesen und schreiben lernen. Tübingen 2017. URL
- Bredel, Ursula: Schreiben im Wandel – Vom Handschreiben zum Tastaturschreiben zum Diktieren? S. 239 – 269. In: Die Sprache in den Schulen – Eine Sprache im Werden. Dritter Bericht zur Lage der deutschen Sprache. Herausgegeben von der Deutsche Akademien für Sprache und Dichtung und der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften. Berlin 2021. PDF (Open Access)
- Dorendorff, Susanne: Handschrift ante portas. Schreiben macht glücklich.
Die eigene Handschrift entstehen sehen. Eine professionelle Schreibanleitung
für den persönlichen Gebrauch. Norderstedt 2018. Leseprobe - Enders, Angela: Der Verlust von Schriftlichkeit. Erziehungswissenschaftliche und kulturtheoretische Dimensionen des Schriftspracherwerbs. Berlin; Münster 2007. URL
- FAKTENCHECK: Handschrift in der digitalisierten Welt (2019). Herausgegeben vom Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache, Köln. Autorin: Dr. Necle Bulut. PDF
- Gredig, Andi: Schreiben mit der Hand. Begriffe – Diskurs – Praktiken. Berlin 2021. URL
- Hodges, Andrew: Alan Turing, Enigma. Wien-New York 2013.
- Hüllweg, Julia: Handschreiben im Studium. Paderborn 2021.
- Jansen, J. Günter: Grundschrift in der Kritik. Elternbrief Nr. 24 (März 2016). Zur “Abschaffung der verbundenen Schreibschrift.” URL
- Kintzel, Vasco. Lateinische Ausgangsschrift – Handschrift lernen, üben und verbessern. Norderstedt 2021. URL
- Klemm, William: Why Writing by Hand Could Make You Smarter. Psychology Today, 03/2013. URL
- Medwell, Jane; Wray, David: What’s the use of handwriting? Hoboken, NJ 2017. PDF
- Mesch, Birgit; Barkow, Ingrid; Wild, Steffen: Effekte der Handschrift auf die Leserlichkeit und Schreibkompetenz. Ein empirischer Vergleich zwischen Grundschrift, LA und VA1. Päd. Hochschule Ludwigsburg 2019. PDF
- Mueller, Pam A.; Oppenheimer, Daniel M.: The Pen Is Mightier Than the Keyboard. Advantages of Longhand Over Laptop Note Taking. Psychological Science 25(6)/2014, S. 1159–1168. PDF
- Mühlberger, Sarah: Handschrift lohnt sich doch. Magazin Schule 2/2015. URL
- Mühlberger, Sarah: Der ganze Körper schreibt mit. Magazin Schule 3/2015. URL
- Odersky, Eva: Handschrift und Automatisierung des Handschreibens. Eine Evaluation von Kinderschriften im 4. Schuljahr. Berlin 2018.
- Pfeiffer, Karin: Handschrift-Trainer. Locker, flüssig und lesbar schreiben. Düren 2007.
- Reutter, Mia: Schreib mal wieder mit der Hand. Wie Sie Ihre Handschrift neu entdecken,
verbessern und dabei Ihre Persönlichkeit entwickeln können. Stuttgart 2018. - Scheuermann, Ulrike: Schreibdenken. Schreiben als Denk- und Lernwerkzeug nutzen und vermitteln. Opladen – Toronto 2016.
- Schreibmotorik Institut e.V. Heroldsberg (Hg.): 10 Gründe mit der Hand zu schreiben. PDF
- Schulze Brüning, Maria-Anna: Wer nicht schreibt, bleibt dumm (2017).
Warum unsere Kinder ohne Handschrift das Denken verlernen. München 2019. URL - Seibt, Angelika: Sprache der Handschrift. Einführung in die Schriftpsychologie. Rottach-Egern 2017.
- Topsch, Wilhelm: Das Ende einer Legende. Die vereinfachte Ausgangsschrift auf dem Prüfstand. Analyse empirischer Arbeiten zur vereinfachten Ausgangsschrift. Donauwörth 1996.
- Trubek, Anne: The History and Uncertain Future of Handwriting. London URL
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Zur Geschichte von Schreiben und Denken:
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- Burckhardt, Martin: Eine kurze Geschichte der Digitalisierung. München 2018. Leseprobe
- Burckhardt, Martin: Philosophie der Maschine. Berlin 2018. URL
- Calasso, Roberto: Die Hochzeit von Kadmos und Harmonia. Frankfurt/M. 1990.
- de Kerckhove, Derrick: Schriftgeburten. Vom Alphabet zum Computer. München 1995.
- Dehaene, Stanislas: Lesen. Die größte Erfindung der Menschheit und was dabei in unseren Köpfen passiert. München 2010.
- Ernst, Wolfgang; Kittler, Friedrich (Hgg.): Die Geburt des Vokalalphabets aus dem Geist der Poesie. München 2006.
- Flusser, Vilém: Die Schrift. Göttingen 1987.
- Goody, Jack: Die Logik der Schrift und die Organisation von Gesellschaft. Frankfurt/M. 1990.
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- Havelock, Eric A.: Schriftlichkeit. Das griechische Alphabet als kulturelle Revolution. Weinheim 1990.
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- Kittler, Friedrich: Aufschreibesysteme 1800/1900 (1985). München 2005. URL
- Kühr, Angela: Als Kadmos nach Boiotien kam. Polis und Ethnos im Spiegel thebanischer Gründungsmythen. Stuttgart 2006.
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- Stiegler, Bernard: States of Shock : Stupidity and Knowledge in the 21st Century. New York 2015. URL
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- van der Ley, Jules: Buchkultur im Abendrot. Basiswissen Schrift und Schreiben. München 2017.
- Wende, Waltraud (Hg.): Über den Umgang mit der Schrift. Würzburg 2002. URL
- Sonstige:
- Chesterton, G. K.: Eugenik und andere Übel. (Herausgegeben und mit einer Einleitung von Thomas Lemke).
Berlin 2014. URL - Dobelli, Rolf: Die Kunst des klaren Denkens. München 2020.
- Frank, Anne: Gesamtausgabe. Tagebücher – Geschichten und Ereignisse aus dem Hinterhaus – Erzählungen – Briefe – Fotos und Dokumente (Hg.: Anne -Frank-Fonds, Basel). Frankfurt/M. 2013. URL
- Harris, Robert: Enigma. Roman. München 2013. URL
- Hochhuth, Rolf: Alan Turing. Erzählung. Reinbek 2015.
- Hocke, Gustav René: Europäische Tagebücher aus vier Jahrhunderten. Motive und Anthologie. Frankfurt/M. 1991.
- Hodges, Andrew: Alan Turing, Enigma (1983). Wien-New York 1994.
- Klemperer, Victor: Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933–1945. Berlin 1995. URL
- Roth, Gerhard: Bildung braucht Persönlichkeit. Wie Lernen gelingt. Stuttgart 2017. Leseprobe
- Spitzer, Manfred: Digitale Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen. München 2012. URL
- Trithemius, Johannes: De Laude Scriptorum (1492). Zum Lobe der Schreiber. Würzburg 1973.
Anmerkungen
- Zitate nach Hodges (2004), Seiten 17, 13, 12, 36
- Hodges (1994), S. 129
- Zu Turing vgl. vor allem Hodges, Andrew (1994). Eine kurze Einführung bietet auch André Schwarz’ Aufsatz „Ein unbekannter Unsterblicher“. Nach Hodges Angaben ist auch der Oscar-prämierte Film mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle entstanden: „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“ (2014). Trailer auf Youtube.
- Hodges (1994) S. 45
- Die Bank of England hat ein unterhaltsames Video zur Einführung dieser 50 Pfund-Note mit animierten historischen Charakteren erstellt.
- Zum Forschungsstand vgl. Odersky (2018)
- van der Ley (2017), S. 129
- Elternbrief Nr. 24 (März 2016) URL
- “Lehrer bemängeln Schrift ihrer Schüler” – SZ 09.04.2019
- Bammé (2011), S. 822
- Burckhardt (2018), Abschn. 220
- Stiegler 2011. S. 110 – 146
- Otfried Preußler, Geschichtenerzähler, im Gespräch mit Dr. Ernst Emrich. Alpha-Forum. BR-TV-Interview vom 08.08.2002. PDF
- Freund, Wieland: “Preußlers Hotzenplotz war der Anti-Ho-Chi-Minh”. In: WELT, 20.02.2013.
- Schüller, Christian: „Die Handschrift soll Gedanken fliegen lassen“. In: FAZ, 10.05.2014.
- Inxmail E-Mail-Marketing-Benchmark
- Harvard Business Review, 7/8 2012
- t3n Magazin, 12.03.2016
- Vgl. den Wikipedia-Eintrag zur Liste der “52 Denkfehler“.
- Stone Dale (1982), S. 134
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