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Spendensiegel machen gute Laune beim Spenden
Die Spendenfreudigkeit nimmt generell zu, besonders unter den Deutschen. Und das verdient gebührend gewürdigt zu werden: Jeder zweite spendet! Auch ohne auf Spendensiegel zu schauen. Fast sechs Milliarden Euro kommen so zusammen – Jahr für Jahr! Für sich genommen ergibt das eine erfreuliche Tatsache. Dennoch nimmt nicht nur die Spendierlaune zu, sondern auch die Spendenskepsis. Mit dem Spendenvolumen wächst eben auch das Spendenbewusstsein – was ja ebenfalls wiederum eine erfreuliche Tatsache darstellt. Die großen Hilfsorganisationen jedenfalls treffen zunehmend auf diese Bedenken und haben ihre redliche Mühe, an Gelder zu kommen. Doch es kann kaum anders sein: Immer nur eine Frage der Zeit ist es, bis sich dort, wo große Gelder fließen, ‘Hofstaaten’ bilden. Sie scharen sich um die Töpfe, um auch noch die besten Absichten ‘aufzufressen’. Entweder sehen sich Spender organisiertem, moralischem Druck konfrontiert oder sie müssen erleben, wie Gelder nicht ankommen. Sie versickern schon mal im bürokratischen Apparat, werden umgenutzt oder leise eingesteckt.
Das Spendenwesen, so muss man sagen, ist zu einem BIG Business geworden. Immerhin ergibt das Potenzial von 35.000 NGOs zusammen die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt! Es besteht demnach hinreichend Anlass, von einer “Mitleidsindustrie” zu sprechen. Und doch wollen auch kritische Publikationen wie Stefan Loipfingers „Spendenmafia“ oder Linda Polmans „Mitleidsindustrie“ keineswegs nahelegen, wie Kerstin Plehwe sagt, mit diesem Stand der Dinge an einer „Endstation Misstrauen“ angekommen zu sein. Nein, auch die Kritiker wollen nicht die Spendenfreudigkeit als solche dämpfen. Umgekehrt, sie wollen sie ausdrücklich befördern(!). Nur verlangen sie dazu eben das bisschen Transparenz und Leistungskontrolle, wie es jeder größeren Organisation – und sei es einer Hilfsorganisation – gut ansteht. Wobei festzustellen ist: Die genannten Autoren beziehen sich dabei auf die Jahre, wo Spendensiegel ganz gefehlt haben. Doch die Spendenlandschaft hat sich zu ihrem Besseren geändert.
Transparenz im Spenden. Siegel drauf!
Einige Bewegung ist ins Spendenwesen gekommen dank einer Initiative der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) Deutschland. Von 2005 an hat sie einen “Transparenzpreis” an gemeinnützige Organisationen vergeben. Vor allem der in Zusammenarbeit mit der Georg-August-Universität Göttingen entwickelte ‘PwC-Kriterienkatalog’ hat seither Schule gemacht. Spender sind daraufhin generell besser informiert worden. Zweck und Verwendung der Mittel sind besser dokumentiert worden. Entsprechend ist es bei den Hilfsorganisationen auch Usus geworden, regelmäßig über den Ablauf von Hilfskampagnen und die Verwaltungsvorgänge, die jeweils damit verbunden sind, zu berichten.
Tatsächlich, so darf man sagen, sind die kritischen Stimmen erhört worden. Mittlerweile ist Transparenz eingezogen ins Spendenwesen. Das Spenden gewinnt an Nachhaltigkeit hinzu. Online-Spendenplattformen sind entstanden, die den Fluss der Gelder beinahe tagesaktuell verfolgen, testierte Empfehlungslisten sind im Umlauf und auch die Dachverbände der deutschen Stiftungen haben nachgebessert. Zwar existieren mit Ausnahme des Landes Rheinland-Pfalz1 keine staatlich geprüften Label fürs Spenden, dennoch sind einige Spendensiegel eingeführt worden!
Über die Zeit hin, haben sie sich bewährt – auch ohne staatliche Kontrolle. Zum einen prüft der Deutsche Spendenrat e.V. als Dachverband mit seinem „Spendenzertifikat“ (“Geprüfte Transparenz”) die Vertrauenswürdigkeit Spenden sammelnder gemeinnütziger Organisationen. Und noch härter sind die Prüfkriterien des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen, Berlin (DZI) bei Vergabe seines „DZI Spenden-Siegels“, das 230 Organisationen abdeckt mit einem Spendenaufkommen von 1,2 Milliarden Euro. Hiermit ist ein Standard geschaffen, den auch die Stiftung Warentest (11/2018) als „echtes Qualitätssiegel für Spendensammler“ anerkennt. Man darf sagen: Wo sie nicht bestanden haben, sind nunmehr die Rahmenbedingen geschaffen für ein unbeschwertes, freimütiges Spenden. Spenden, so wie es die Vorbilder G. K. Chesterton oder El Pepe, der ehemalige Staatspräsident Uruguays vorbildlich praktiziert haben (Posts dazu sind in Vorbereitung). Gerade so eben, wie wir aus bester Erfahrung wissen: Jeder Spendenscheck, der hoch gehalten wird, hebt auch die Spendenfreude! Wir können nur zuraten zum fröhlichen Spenden!
(weitere konkrete Hinweise zum ‚Spenden mit Siegel‘ gibt unser Wiki)
Anmerkungen:
1 Eine Ausnahme bildet einzig das Land Rheinland-Pfalz, dessen Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) hinsichtlich karitativer Sammlungen ein “Transparenzgebot” kennt und für Spendengelder einen “Verwendungsnachweis” fordert.
Literatur:
Loipfinger, Stefan : Die Spendenmafia. Schmutzige Geschäfte mit unserem Mitleid, München 2011. (URL)
Plehwe, Kerstin (Hg.): Endstation Misstrauen? Einsichten und Aussichten für Politik und Gesellschaft, Berlin 2006. (URL)
Polman, Linda: Die Mitleidsindustrie. Hinter den Kulissen internationaler Hilfsorganisationen, Freiburg 2012. (URL)