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Von Hand und kinderleicht
Eine Zeile in Plakatschrift zu schreiben, eine ‚Menütafel’ oder einen ‚Kundenstopper’ zu beschriften, ist noch vor kurzem keine merkliche Herausforderung gewesen. Jeder Azubi hat sie mit links zu erledigen gewusst. Seit allerdings Plakatschrift aus den Ausbildungsgängen gestrichen worden ist, kann sie vor ungeahnte Hindernisse stellen. Freilich ist die Angst weitgehend unbegründet. Schon ein wenig Anlauf genügt, und im Nu prangt ein handschriftlicher Schriftzug auch auf einem übergroßen Spendenscheck!
Der Spendenscheck verlangt geradezu nach der persönlichen Geste. Denn wo immer er überreicht wird, geschieht Besonderes. Er steht somit ganz in einer Reihe mit Hochzeits-Einladungen, mit Namenskarten auf dem Tisch, mit erlesenen Speisekarten, mit persönlichen Grußkarten, Kondolenzbekundungen oder Liebesbriefen. Es bestätigt seine ‚Einzigartigkeit’, wenn er ‚von Hand’ beschriftet worden ist. Was unmittelbar von Herz zu Herzen gehen soll, verlangt nach Eigenhändigkeit! Fast nur die körperhafte Spur einer eigenständigen Handschrift kann daher solche Wertigkeit unterstreichen. Sie ‚ziert’ nicht nur den Spendenscheck, sie sichert auch sein ‚Alleinstellungsmerkmal’.
Handschrift passé?!
Man mag es bedauern oder nicht: Das Schreiben von Hand – ob nun als charaktervolle, persönliche Handschrift oder als händisch ausgeführte Plakatschrift –, scheint den Orkus der Geschichte hinabgewandert zu sein. Ein Opfer des schnellen Effizienzideals. Wie aber konnte es dazu kommen, dass ausgerechnet die grundlegende Kulturtechnik schlechthin, das konzentrierte Üben von Schreibschrift, aus den Lernziel-Katalogen gestrichen worden ist? Denn weder in Grund-, noch Berufs- oder weiterführenden Schulen ist für die Einübung der ‚Basics’ des Schreibens ein nennenswerter Zeitraum vorgesehen. Seit den 1970er Jahren hat sich sogar ein mehrfacher ein Umbruch in den Methoden des Schrifterwerbs vollzogen. Dessen individuellen und gesellschaftlichen Folgen sind noch kaum bemerkt und öffentlich diskutiert worden. Offenbar treten sie erst mit großer Verspätung zutage. Vor allem diesen weitgehend unbedachten und unbeabsichtigten Konsequenzen schulpolitischer Entscheidungen wird sich unterm Titel “”Bitte von Hand” in Kürze ein weiterer Post widmen.
Der folgende Teil dagegen beschreibt die konkreten Schritte, über die sich eigenhändig Spendenschecks in ansehnlicher Manier beschriften lassen.
Zum Abgleich der generellen Möglichkeiten, einen Spendenscheck im Überformat von Hand zu beschriften – gut leserlich und mit starker Fernwirkung –, zuvor ein Überblick über die vier großen Schriftfamilien.
Zwei Verfahren, die immer gelingen!
Anders als gemeinhin angenommen, lässt sich Schrift in großen Lettern viel einfacher realisieren als die gewöhnliche Handschrift! Während Handschrift wie ein Spiegel der Seele jede emotionale Regung aufnimmt, setzt Plakatschrift lediglich zwei Dinge voraus: eine feste Hand und einen geeigneten Stift. Wobei es ja für einen Spendenscheck genügt, den Betrag möglichst plakativ hervorzuheben. Weniger auf Schönheit, Flüssigkeit oder Einzigartigkeit – wie bei der Handschrift – kommt es dabei an, als auf Deutlichkeit, auf Lesbarkeit.
Beruhigend ist es, zu wissen:
Plakatschrift geht ausgesprochen leicht von der Hand!
‘Frisch ans Werk!’, lässt sich daher nur sagen!
Sofern sich überhaupt eine Frage stellt, betrifft sie lediglich die Wahl des geeigneten Stifts. Und dazu – Feder, Pinsel und Kreide einmal ausgenommen –, bieten sich die gängigen Marker an. Die Frage reduziert sich somit auf ‘Rund- oder Keilspitze’?
Und daraus ergeben sich auch schon die beiden angedeuteten Verfahren. Schritt für Schritt sollen sie hier dargestellt werden. Sozusagen mit Geling-Garantie! Ist ein Keilstift zur Hand, sollte er den unbedingten Vorzug bekommen. Doch auch der Rundstift führt zu überzeugenden Ergebnissen.
Schreiben mit Keilspitze
Ganz pauschal lässt sich sagen: Die Keilspitze führt verlässlich zu einem gut lesbaren, eleganten Schriftbild. Die Spitze sollte mindestens eine Strichstärke von 5 mm haben. Bei gleich bleibendem Aufsetzwinkel ergibt sich dann ein „Kalligraphie-Effekt“ wie von selbst. Doch oft fehlt schlicht die Traute, mit dem Marker gleich auf Anhieb eine ‘starke Aussage’ auf den Karton zu bringen. Es spricht aber nichts gegen eine Vorzeichnung mit Bleistift oder gegen das Ziehen von Hilfslinien. Ober- und Unterlängen lassen sich so besser abgleichen. Um ein harmonisches Schriftbild zu erzielen, sollten Ober- und Unterlängen aber nicht über ein Drittel der Mittellänge hinausreichen. Auch ein ausreichender Buchstabenabstand (Spationierung) lässt sich so im Vorab leichter einkalkulieren. Ausgangsschrift kann eine simple ‘Grundschrift’ sein, wie sie heute an Schulen gebräuchlich ist. Die Bleistiftmarkierung wird zuletzt nicht mehr erkennbar sein.
Nun kommt es nur noch darauf an, den Marker ruhig und zügig über die Unterlage zu führen. Zu beachten ist lediglich: Die Keilspitze sollte in einem gleichbleibenden, festen Winkel von 30 bis 45 Grad aufgesetzt werden. Die Hand sollte in zügigen Aufs und Abs arbeiten und den Stift dabei wie in einem Schraubstock unverändert festhalten. Es wird dabei zu kleinen Differenzen zwischen Anstrich und Formstrich kommen. Sie gehören zum Schriftbild und machen ja gerade den persönlichen Charme des Schreibers aus. Das Ergebnis wird auf jeden Fall überzeugen!
Schreiben mit Rundspitze
Weniger verlässlich kann aber auch die Rundspitze zu ansehnlichen Ergebnissen führen. Eine Bleistift-Vorzeichnung mag dabei Unterstützung geben. Die erzeugten Rundungen werden weniger plakativ wirken, entscheidend ist ja aber eine gute Lesbarkeit. Und die lässt sich auch mit Rundspitze erreichen.
Hin und wieder mag es dabei vorkommen, dass das Schriftbild zu schwach und unscheinbar ausfällt. Dann aber kann mit dem Rundstift sozusagen ein weiteres Register gezogen werden, um in einem zweiten Durchgang die Konturen zu verstärken oder zu erweitern. Steht der erste Schriftzug erst einmal, ist es eine leichte Übung, z.B. einen aparten Schatten hinzuzufügen. Derart ‘verstärkt’ kann sich die gute Lesbarkeit nun auch im Abstand von einigen Metern einstellen. Sie wird sich auch noch auf einem Scheck-Übergabe-Foto positiv auswirken. Ein eigener > Blogbeitrag “20 clevere Foto-Tipps – Fotos zu Spendenübergaben” geht im Detail darauf ein.
Hinweis: Wie man einen Spendenscheck im Überformat in plakativer Manier von Hand beschriftet,
dürfte nun keine Sorge mehr bereiten. Wie man allerdings einen rechtsgültigen Bankscheck ausfüllt
oder bei einer Bank einreicht, das klärt der Beitrag “Schnell einen Scheck schreiben oder einlösen“.
Literatur:
- Lang, Wolfram: Die Plakatschrift-Schule. Mannheim 1990.
- Martin, Werner: Elementarschule in der Plakatschrift. Rinteln 1991.
- Nuding, Helmut: Moderne Plakatschrift. Stuttgart 2003.
- Oberkommando der Wehrmacht (Hg.): Plakatschrift. Schriftenreihe “Soldatenbriefe zur Berufsförderung”, Bd. 89. Wiesbaden 1942. URL
- Opitz, Kurt: Plakatschrift für Feder- und federähnliche Schreibgeräte (1923) Leipzig; Frankfurt/M. 2017.
- Reidel, Friedrich: Plakatschriftschule des Verkäufers. Darmstadt 1979.
- Winkler, Werner: Kalligrafie-Übungsbuch (9). Plakatschrift. Waiblingen 2018. URL
- Wolff, Jürgen: Jetzt lernt jeder Plakatschrift. Köln 1986.
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