Die Inhalte auf einen Blick [Ausblenden]
Die allgemeine Bedeutung des Schecks
Die Scheckgeschichte reicht weit zurück. Noch bis vor wenigen Jahren hat ein Scheck in jede Brief- und jede Handtasche gehört. Die Scheckgeschichte baut auf vielen Jahrhunderten auf. Das handliche Zahlungsmittel ist einmal allgegenwärtig gewesen. Als Barscheck oder als Verrechnungsscheck, meistverbreitet in der Form von Eurocheque, Europa-, Geno– oder Sparkassenscheck – und immer auch als Spendenscheck.. Wann immer die Übergabe größerer Geldsummen anstand – ob als Zahlung oder Zuwendung –, war er zur Hand. Rasch war ein Scheck-Formular ausgefüllt und das umständliche Hantieren mit Bargeld war vermieden. Kreditkarten und Online-Banking haben den Scheck als bargeldloses Zahlungsmittel mittlerweile weitgehend abgelöst.
Und dennoch gilt: >Wo Transaktionen von öffentlicher Bedeutung geschehen, sehr persönliche, intime Geldgeschenke überreicht werde oder große Geldvolumen fließen, bleibt der Scheck das gültige ‚analoge‘ Medium. In Ländern wie den USA ist er nach wie vor das gängige Zahlungsmittel – auch an der Supermarktkasse. Etwa vier von fünf Zahlungen laufen hier über Schecks. Die Tendenz ist steigend!
Der Scheck ist und bleibt das bewährte Medium, das Sicherheit gewährleisten und die Rückverfolgbarkeit des Geldflusses garantieren kann. Somit regelt auch weiterhin das Deutsche Scheckgesetz (ScheckG) den Zahlungsverkehr. In der Folge des Genfer Scheckrechtsabkommens, von 1931 an, haben vielen Staaten entsprechende Scheckgesetze erlassen. In der Fassung von 1933 liefert dieses Scheckgesetz die Grundlage und den verbindlichen Rechtsrahmen für allen Zahlungsverkehr! Und soweit persönliche Scheck-Formulare benötigt werden, stellen Banken sie auf Anfrage jederzeit gerne für jeden Kontoinhaber aus.
Der Scheck im heutigen Gebrauch
Übrig geblieben von den historischen Formen ist hierzulande eigentlich nur der Verrechnungsscheck – erkennbar am Vermerk „Nur zur Verrechnung“. Versehen mit der persönlichen Unterschrift, verwandelt sich der Vordruck auch schon in eine Zahlungsanweisung und somit in ein rechtsgültiges Dokument. Anschließend erfolgt die Verbuchung durch eine Bank. Sie leistet den ‚Gegencheck’ zum Scheck und schreibt den ausgewiesenen Betrag auf ein angegebenes Girokonto gut. (Ein eigener Post zum Schreiben und Einlösen von Schecks gibt hierzu weitere Auskunft).
Handfeste Qualität, die Sicherheit und das Vertrauen auf Kreditwürdigkeit markieren den entscheidenden Unterschied, wie er nur aus einer lange bewährten, gesellschaftlichen Praxis erwachsen kann. Der rechtliche Charakter eines Schecks als Urkunde und Wertpapier hängt essenziell an einer solchen Tradition. Wenn zudem eindrucksvolle Zahlen auf ihm prangen, so sind es diese Komponenten, die dem Scheck seinen besonderen Status und öffentliche Aufmerksamkeit einbringen. Und wenn schließlich staunende ‚Ahs!’ und ‚Ohs!“ ertönen, so sind es diese Qualitäten, die zuletzt auch den besonderen Nimbus eines großformatigen Spendenschecks ausmachen.
Alle vorgenannten Eigenschaften ergeben zusammen das unübersteigbare Symbol, das viele Namen trägt und u.a. PR-Scheck, Presse-Scheck oder Riesenscheck heißen darf. In ihm münden all jene Energien, die einen hochsignifikanten Bedeutungsträger von einem beliebig bedruckten Blatt Papier unterscheiden. Sehr zu Recht ist aus der Scheckgeschichte dieser symbolische Scheck für Spenden erwachsen. Er dient für Schenkungen, für öffentliche Geldübergaben jeglicher Art. Kurz: der Scheck für den guten Zweck! Geht es darum, Anliegen im Sinne des Gemeinwohls zu unterstützen, genießt kein anderes Kommunikationsmittel eine so hohe Wertschätzung wie der Spendenscheck. In dieser Funktion erweist er sich als unersetzlich! Schließlich steckt in ihm das enorme imaginative Potenzial, wie es nur einer wirklich gelebten, gesellschaftlichen Praxis entspringen kann. Im Fall des Schecks steht eine wirklich ehrwürdige Historie dahinter. Sie kann Geltung für sich beanspruchen, die über Jahrtausende hin zurückreicht!
Die Bedeutung des Schecks, seinem ‚Kern’ nach
Blickt man auf die englische Schreibweise – check –, so springt die Kernbedeutung des Wortes ‚Scheck‘ sogleich heraus. Demnach stellt der Scheck ein ‚Prüfsiegel‘ dar – wie beim ‚KFZ-Check‘. Er steht für ‚geprüfte Qualität‘ durch eine unabhängige Institution. Den schriftlich fixierten ‚Wert‘ zu sichern und zu verbürgen, kommt demnach nur einer neutralen Instanz wie einer ‚Bank‘ zu. Sie allein kann dem Mitspieler im Geldsystem seine ‘Spielberechtigung’ bescheinigen. Durch einen auf ihn persönlich ausgestellten ‚Papierschein‘ – wie einen Scheck. Voraussetzung ist, dass seine Kreditwürdigkeit vorab ‚gecheckt‘ ist. Sobald hinreichend viele Teilnehmer untereinander fleißig ‚vertrauensgedeckte Scheine‘ austauschen, kann daraus ein fröhliches ‚Hin und Her‘ entstehen. Das ‚Spiel‘ daraus, es ist bekannt als ‚geldbasierte Wirtschaft‘!
Die historischen Vorläufer des Schecks
Ein reger Wechselverkehr muss geherrscht haben, vielerlei Wechsel-Scheine müssen ihren Besitzer gewechselt haben, ein buntes, gesellschaftliches Treiben muss in der Geschichte geherrscht haben, bis sich hat ausformen können, was schließlich im 19. und 20. Jahrhundert ‚allgemeiner Scheckverkehr’ heißen wird. Seltsamerweise bildet die Wirtschaftsgeschichte diese umfassende Bedeutung, die der Scheck historisch noch ‚vor’ dem Münzgeld hatte, aber nicht ab. Selbst in Museumsvitrinen finden sich Wechsel- oder Scheck-Papiere so gut wie nie ausgestellt. Sie scheinen des Aufhebens nicht wert zu sein. Das Interesse, zumal das der Antiquitätensammler, ist nun mal auf Handfestes, auf Metallenes, gerichtet. Sammler begehren Wertobjekte wie Münzen und Medaillen und weniger ‚Papiere’. Die abschätzig so genannten ‚Nonvaleurs’, sie fallen daher fast ganz aus dem Fokus ihres Interesses heraus. Und das, obwohl sie in der schieren Anzahl und Frequenz ihrer Nutzung historisch eine durchgehende und viel höhere Alltagsbedeutung eingenommen haben als nach verbreiteter Meinung das ‚Hartgeld’!
Schecks für den Fern-Handel teilen in dieser Hinsicht das Schicksal der sog. ‚Marken’, d.h. all der unzähligen ‚weichen’ Wert- und Vertrauensmarken aus Leder, Blei, Blech oder Pappe. Denn lange vor Einführung von Reichs- und D-Mark haben ‘sie’ das zentrale Medium für nahezu alle wirtschaftlichen Nah-Tätigkeiten gebildet. Doch ausgerechnet diese beiden Gebiete – ‘Fern’- und die ‘Regional’-Wirtschaft – mitsamt ihren beiden bevorzugten Medien, behandelt die Forschung stiefmütterlich! Zu beiden Themenbereichen fehlen dringend Standardwerke in deutscher Sprache. Bislang sucht man einschlägige Auskünfte zur Scheck- und Marken-Geschichte vergeblich. Zu sehr ist Numismatik rein orientiert am ‚Sammlerwert’ und zu wenig an den realen historischen ‚Sachverhalten’. Die finden sich stattdessen verbannt in die Rubrik ‚Unter ferner liefen’.
Ausführliche Abhandlungen zu Marken- und Scheckverkehr stammen allenfalls aus dem 19. Jahrhundert! Hin und wieder kommt es zu Nachdrucken wie z.B. die „Praktische Anleitung für Bank- und Waarengeschäfte“ von 1892 (vgl. die Literaturangaben unten). Immerhin darf auf Mark Spengler verwiesen sein. Der Autor widmet sich in seiner Dissertation von 2007 der langen Geschichte von Wechsel und Scheck etwas eingehender. Seine Erkenntnisse führen ihn letztlich zurück bis ins babylonische Altertum! Ja, er kann sogar die grundstürzende Aussage treffen: „Die Geschichte des Schecks ist noch älter als die des Geldes!“1.
Wenn Münzgeld bekanntlich nicht vor dem 7./8. vorchristlichen Jahrhundert aufgetreten ist, so sind dagegen „Vorläufer des Schecks schon zur Zeit des Königs Hammurabi (1728 – 1686 v.Chr.) in Gebrauch gewesen!“2 Ein ganzes Jahrtausend früher als Münzgeld sind demnach Schecks ‘gelaufen’. ‚Gelaufen’ sind sie im Umfeld der „Naturaldepots“, wie sie einmal zentraler Bestandteil der frühen mesopotamischen Stadtgründungen gewesen sind. Denn Städte wie Uruk oder Babylon, so darf man wissen, haben keine Mühen gescheut, ihre Naturalien in ‚Hochsicherheitstrakten’ unterzubringen. Ihre monumentalen ‘Getreide’-Speicher, meist gelegen auf dem Gelände der Tempelanlagen, haben als ihre Banken fungiert. Ihrer zentralen Position und ihrer riesigen baulichen Ausmaße wegen, sind diese Getreidesilos als die eigentlichen Schatzhäuser ihrer Zeit anzusehen.
Deren Verwalter wiederum – wie der biblische ‚Josef in Ägypten’ – hatten fortlaufend Buch zu führen. Sie hatten Rechenschaft abzulegen über Ein- und Ausgang der „Depositen“, d.h. des Kontostandes der Getreide-Einlagen ihrer ‘Kunden’. Licht in diese Angelegenheiten haben vor allem die Forschungen Denise Schmandt-Besserats seit den 1970er Jahren gebracht. Die Verwalter nutzten Zählmarken und beschriftete Tontäfelchen als ‚Schriftdokumente‘ und ‚Quittungen‘. Ihre ‚Kontoführung‘ leisteten sie mit Hilfe von ‚Rechenbrettern‘, auf denen sie die jeweiligen ‚Kontostände‘ mit den sog. ‚Tokens‘ markierten. Dazu stellten sie Lagerscheine aus in Gestalt von Gut- oder Lastschriften und führten sie Salden zusammen. Hunderttausende solcher tönernen ‚Schriftstücke‘ konnten geborgen werden. Somit bildet diese Form von „Zahlungsscheck auf ein Naturaldepot“3 auch nach Spengler unstrittig die „älteste überlieferte Form eines scheckähnlichen Zahlungsmittels“.4
Zur Wortherkunft ‚Scheck’
Die genaue Herkunft der Vokabel Scheck ist nicht eindeutig zu klären. Eine lückenlose Herleitung kann nicht erbracht werden. Dennoch ist der Sprachgebrauch von Check oder Cheque seit dem 17./18. Jahrhundert durchgängig nachgewiesen. Vor allem führt auch diese sprachliche Wendung wieder ins Babylonische und Altpersische zurück. Denn es ist die Bezeichnung für „eine Sache prüfen und kontrollieren“ als „etwas in Schach halten“, die den entscheidenden etymologischen Hinweis liefern kann. Sei es das altfranzösische Wort für ‚Schach‘ echecs, sei es das englische check für ‚Schach bieten‘ oder das persische schah für das besondere ‚Spiel‘, wie es besonders dem König als dem Aufseher und Besitzer des staatlichen ‚Getreideschatzes‘ zukommt. Es sind diese Wortfelder, die den Zusammenhang auftun, der tatsächlich bis in die altbabylonische Epoche zurückführt. Auch der Sprachgebrauch, wie er seit dem 12. Jahrhundert im Altenglischen nachweisbar ist, um ‚per Scheck‘ (altengl. per scaccario) einen Anteil der königlichen Schatzkammer (engl. exchequer) zu erlangen, weist in die gleiche Richtung. Englische Finanzminister*innen tragen bis heute den Titel des chancellor of exchequer.
Wie viele andere Wörter führt eben auch dieses eine ganze ‚Garbe von Bedeutungen’ zusammen. Wobei die Züge jenes Spiels namens ‚Scheckverkehr’ – mit seinen kontinuierlichen Ein- und Entnahmen – ein Bedeutungsfeld ergeben, das mit dem Bild eines ‚gescheckten‘ Schach- oder Rechenbretts, das zu enorm komplexen Konstellationen führen kann, durchaus treffend wiedergegeben ist.
Erinnerungswürdig daran ist: Die Spiel- oder Rechensteine (lat. calculi) sind die Symbolträger gewesen – um ‘Kontoführung’ zu ermöglichen. Sie dienten als ‘Unterpfand’ für die realen Korn-Einlagen im Vorratsspeicher, im zentralen ‘Silo’ resp. ‘Turm’. Diese überlebenswichtigen Elemente – ob als Korn im Sack oder symbolisch als Spielfigur auf dem Brett , haben dem Schach- oder dem Wirtschaftsspiel die Grundlage gegeben. Es muss also nicht verwundern, wenn sich die ursprünglichen Bezeichnungen für ‚Geld’ in fast allen Kulturen aus ‚Getreideschöpfmaßen’ herleiten. Zum Teil liefern sie auch heute noch die Namen für Nationalwährungen. Zum Beispiel für Israels ‚Schekel’ (als einer ‚Schaufel voller Geld’ resp ‚Korn’)!
Schecks: Das bevorzugte Medium für den Fernhandel
Funktion und Gebrauch des Schecks weiten sich mit der Zeit aus. Vom Zugriff auf Schatzkammer oder Getreidespeicher bis hin zum alltäglichen Scheckverkehr zwischen Banken. Zwar geraten babylonischen Vorleistungen mit der Antike auch wieder in Vergessenheit, er doch der Scheckverkehr erlebt seinen nächsten großen Verbreitungsschub mit der Intensivierung des Fernhandels im Verlauf des ausgehenden Mittelalters. Vornehmlich sind es die italienischen Seerepubliken des 13./14. Jahrhunderts – Genua, Florenz, Venedig –, die den ‚Wechsel‘ als ihr bevorzugtes bargeldloses Zahlungsmittel einsetzen. Sie tun dies zu einem Zeitpunkt, als Händler und Bürger, mercator und burgensis, noch kaum ununterscheidbar sind und die Häfen aus winzigen Siedlungen bestehen, die zu kaum mehr als Schiffsanlegestellen dienen. Als ausgedehnte ‚Handels-Städte‘ beginnen sie erst heranzuwachsen. Ähnliche Städtegründungen vollziehen sich im Nahen Osten. Aber auch die Hansestädte an Nord- und Ostsee werden folgen.
Demnach kommt es zur gleichen Zeit in all diesen Wirtschaftszentren zu identischen Entwicklungen. Je weiträumiger sich die Wege des Handels verflechten, desto stärker suchen die Händler nach Lösungen, die geeignet sind, ihnen den mühsamen Transport schweren Münzguts zur Begleichung ihrer Transaktionen zu erleichtern. Schließlich fühlen sich Räuber und Wegelagerer, riechen sie ‚Münzen und Gold‘, zu Überfällen geradezu eingeladen. Auch weiß man nur zu gut, dass Säcke und Tonkrüge leicht ‘Löcher’ kriegen. Und dass glänzende Silbermünzen durchaus ‘schlechte’ Legierungen sein können…. An dieser Stelle der Scheckgeschichte, wo jedes verfügbare Zahlungsmittel sein eigenes Manko aufweist, ist es somit für den Handel nur noch ein geringer Schritt, um zu befinden: ‚Wir stellen generell um auf ‚Wert-Papiere‘!
Und doch unternehmen die Kaufleute mit dieser Entscheidung einen sehr beherzten Schritt, wenn sie statt dem Geld, das man fühlbar im Säckel tragen kann, auf den bloßen ‚Anschein‘ setzen. Auf den Schein, der ihnen lediglich das ‚Anrecht‘ auf Auszahlung eines künftigen Geldbetrags ‘bescheinigen’ können soll. ‚Ausgestellt zur Übergabe an einem bestimmten Ort, zu bestimmter Zeit an eine bestimmte Person oder deren berechtigtem Vertreter‘, so besagen die ‚Wechsel‘ dieser Zeit im Wortlaut. Doch der Wagemut hat sich ausgezahlt, denn die Wechsel haben sich – Ausnahmen bestätigen die Regel! – unterm Strich, so darf man sagen, bewährt. Der ‚Wechsel‘ als bargeldloses Zahlungsmittel – dienlich vor allem dem Fernhandel – ist jedenfalls hiermit zur bleibenden Einrichtung geworden. Und mit ihm sein Nachfolger, der ‚Scheck‘, wie er später wie selbstverständlich in der Tasche getragen werden wird. Er ist nur der spätere Name fürs gleiche Prinzip!
Schecks mit Zukunftsgarantie?
Aber eben auch das leichter transportierbare Medium, der ‚Wechselscheck‘, wie er zwischenzeitlich auch genannt worden ist, kann ‚gefälscht’ sein. Er kann schlicht ‚platzen‘! Zudem verlockt er ‚Scheckreiter‘ dazu, Absprachen zu treffen und Zahlungsfähigkeit vorzutäuschen, indem sie untereinander ‘ungedeckte’ Schecks zirkulieren lassen. Eine ganze Reihe weiterer Betrügereien mit sog. ‚Schüttelschecks‘ sind leider allzu bekannt. Sie platzen spätestens, wenn Bankangestellte bei der Vorlage nur den Kopf schütteln können. Ein Grund mehr ist somit gegeben, Schecks möglichst durch zwischengeschaltete Prüfinstanzen, genannt ‚Banken‘, laufen zu lassen. Handelshäuser wie die Medici, die Fugger und Welser, gründen daher bereits vor über fünfhundert Jahren für ihre eigenen Zwecke ein europaweites Bankennetz. Vorrangig ist dabei das ‘Checken, der Prüf-Zweck, und weniger der Tausch-Zweck – die Besorgung von Exchange und Clearing verschiedener Währungssysteme. Mit alltäglicher Gewöhnung und der Etablierung von Banken als den Instanzen, die ‚Deckung‘ garantieren, verwandelt sich auf diese Weise der persönlich ausgestellte Wechsel zunehmend in den überregional gültigen Bank-Scheck. Er darf wahrlich als das ultimativ sichere Medium gelten. Der Scheck hat Maßstäbe gesetzt!
Dennoch erlebt der Scheck in unseren Tagen, wie er zum Auslaufmodell geraten kann. So sieht es zumindest speziell in Deutschland aus. Und selbst Kreditkarte oder Smartphone, die den Scheck weitgehend abgelöst haben, stehen – technisch gesehen – bereits wieder vor ihrer Abwicklung. Schon steht die nächste Software-Generation bereit, um dem Kunden den Vorgang der Zahlung ‚ganz‘ abzunehmen: Die bloße ‚Gesichtserkennung‘ tut’s offenbar auch! Die Frage der Bestimmung des ‚Werts eines Menschen‘ – die Anerkennung seiner Kreditwürdigkeit bzw. deren Ab-Erkennung – darf somit zumindest gerätetechnisch als gelöst betrachtet werden. Die notwendige gesellschaftliche Diskussion dazu – wenn sich Menschen über die flächendeckende Überwachung durch profiling und social scoring in ‚lebendes Geld‘ verwandelt haben werden, um ihre Würde ausschließlich an ihren credits bemessen zu finden –, sie allerdings steht noch völlig aus! Dagegen setzen z.B. die USA auf ein ganz anderes Pferd. Sie vertrauen dem Scheck mehr denn je!
Die Scheckgeschichte ist demnach noch lange nicht zu Ende geschrieben!!
Mehr unter Babylon und seine vorzüglichen Schecks.
Literatur zur Scheckgeschichte:
- Hauptmann, Hans (Hg.): Otto Swoboda’s Comtoir-Wissenschaften. Bildung. 1: Die Buchführung.
- Eine praktische Anleitung für Bank- und Waarengeschäfte. Berlin 1892.
- Vgl. darin besonders das Kapitel „Der Wechselverkehr“, S. 57-110. Nachdruck, Heidelberg 2013.
- Jäger, Ernst Ludwig: Die ältesten Banken und der Ursprung des Wechsels. Stuttgart 1879.
- Kohler, J. / Peiser, F.E.: Hammurabis Gesetz. Bd. 1. Leipzig 1904.
- Kuhlenbeck, Ludwig: Der Check. Seine wirthschaftliche und juristische Natur zugleich ein Beitrag zur Lehre vom Gelde,
- vom Wechsel und der GIRO-Bank. Leipzig 1890. Nachdruck, Frankfurt am Main 1970.
- Krawany, Carl: Wechsel, Schecks- und Anweisungen.
- Die wichtigsten Vorschriften der Wechsel- und Wechselstempelgesetze aller Kulturstaaten. Wien 1907.
- Pannwitz, Kurt von: Die Entstehung der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung. Frankfurt am Main 1999.
- Spengler, Mark: Die Entstehung des Scheckgesetzes vom 11. März 1908. Frankfurt am Main 2008. (Dissertation).
Hinweise:
Seltene Abbildungen historisch real gelaufener Wechsel finden sich im Vortragsskript eines Sammlers für Sammler anlässlich des EDHAC-Tags 2014 für den Ersten Deutschen Historic-Actien-Club e.V., München am 25.05.2014: Ahlers, Rainer: Historische Wechsel sammeln (PDF).
Die wesentlichen Funde zur Frühgeschichte von Schrift und Buchführung gehen zurück auf die Archäologin Denise Schmandt-Besserat (*1933). Ihre wichtigsten Werke sind: Before writing. Vol. 1., From counting to cuneiform, Vol. 2., Catalog of Near Eastern tokens (Univ. of Texas Press, 1992) und How Writing Came About (Univ. of Texas Press, 2010). Ein ‘Abstract’ der Forscherin unterm Titel „The Evolution of Writing“ steht als Download bereit (PDF). Etwas liegt auch in deutscher Sprache vor. Es empfehlen sich der Aufsatz „Vom Ursprung der Schrift“ aus der Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“ (Dezember 1978, S. 4-13). Als kurzer Abriss zur „prähistorischen Buchführung“ auch der Beitrag von Eva Stantz in der Wiener Zeitung vom 15.07.2014 „Buchhaltung im Tauschhandel“.
Anmerkungen:
1 Spengler, S. 22
2 Spengler, S. 23
3 Kohler/Peiser, S. 117
4 Spengler, S. 23
Bildnachweis:
Wo nicht am Ort angegeben, sind alle Bilder selbst erstellt, stammen aus
privater Hand oder von www.pixabay.com (freie kommerzielle Nutzung)